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kramerIch jedenfalls ziehe einen Schreibstil in der Tradition des „New Journalism“, dem von Dir geforderten deutlich vor, zumal er nicht der gegenwärtig weit verbreiteten Erwartung, alles bis ins kleinste Detail vorgekaut zu bekommen entspricht, sondern den Leser zu mehr motivieren soll, als eine olle DVD einzuschieben.
Der mittlerweile, auch gut, und gerne, 40 Jahre alte also „olle“ neue, Journalismus hatte ja den revolutionären Vorteil dass er auf eine geregelte Zeichensetzung, verzichten konnte. Unter anderem das, machte ihn so cool.
Ganz davon abgesehen, dass viele in dieser Schublade lose gesammelten Texte in der Zwischenzeit dem ein oder anderen doch sehr stark zeitgebunden und damit als altes Gebäck vorkommen mögen. Manches damals Neue hat gar Schimmel angesetzt und ist vielleicht noch für unerschrockene Historiker interessant, die ja beim Sezieren berufsmäßig über geistige Handschuhe verfügen müssen.
Darüberhinaus ist es sachlich bestenfalls ein Missverständnis, WDs Werk in die Tradition des „New Journalism“ zu stellen. Die dort als radikal neu begriffene Subjektivität muss vor dem Hintergrund der auch in dieser Ausrichtung unerlässlichen Faktentreue und positivistischen Beobachtung gesehen werden, die im amerikanischen Journalismus grundsätzlich eine sehr viel größere Rolle spielt als im europäischen, noch dazu bei dem auf dem Kontinent fast auschließlich auf reflexive Metaebenen ausgerichteten Kulturjournalismus. Als guter Europäer kann WD gar nicht anders, als diesen Hintergrund immer wieder aufs Neue aufzustoßen, so sehr er sich vielleicht auch außerhalb wähnen möchte: „>Ups< , sagt das Gymnasium, >da bin ich wieder<." Das ist ein Dauerschluckauf, der geht nie wieder weg. In der Regel verfügten dazu die schreibenden US-Protagonisten des fraglichen Journalimus über erheblich mehr stilistische Varianten als WD dies mit seinen ständig wiedergekäuten beiden Erkennungsmerkmalen - naive elliptische Zuspitzungen ("Ellipsen? - Geschenkt!": Er weiß also noch nicht einmal, was er tut: Professionelle Todsünde - ach, nein warte ... Genialische Intuition!) und gewollte, in der Häufigkeit aber zwanghaft beliebig wirkende Anglo-Einstreuungen - auszeichnet. Auf sprachlich simplere und ungeschulte Gemüter mag dies eine Zeitlang beeindruckend wirken, vielleicht auch und gerade aufgrund der eigenlöblerischen Penetranz, mit dem dieser "Stil" - so man es denn so nennen möchte - durchgehalten wird. Professionelle Schreiber, wie es Popmuseum nach eigenem Bekunden ist, sehen dies häufig ganz anders. Er hat seine Kritik an dem fraglichen Artikel im übrigen sehr klar, sachlich nachvollziehbar und überprüfbar formuliert und keineswegs "fast pervers" gefeiert. Das ist was anderes, aber wie so häufig deckt sich nach einem bekannten Bonmot auch bei dir der Fakt, keinen Gedanken zu haben, mit der Unfähigkeit, ihn auszudrücken. New Journalism, hm? Woher nimmst du eigentlich die Chuzpe, diesen Begriff offensichtlich ziemlich unbeleckt von der ausreichend reflektierten Kenntnis der "Zeiten, Abläufe und Umstände" zu benutzen? Glaubst du, das merkt keiner? Mach's doch einfach mal ne Nummer kleiner. [quote=kramer;1492374] ... authentischen ... Eindruck Authentisch? Bei aller Wanderfreudigkeit an Originalschauplätzen: You must be joking.
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