Re: Coldplay – Viva La Vida

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djrso
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Nein, “Viva La Vida” klingt glücklicherweise nicht wie ein neues Album von Ricky Martin und auch der Sensenmann samt seiner finsteren Gesellschaft hat auf dem vierten Werk Coldplays weniger Arbeit als der zweite Teil des Album-Titels vermuten lässt. Eröffnet wird die Platte von einem instrumentalen, sich langsam in Lautstärke und Dramatik steigerndem Intro, welches bruchlos in den ersten Vokaltrack „Cemetries Of London“ übergeht. Gleich hier wird deutlich, dass Coldplay nach wie vor auf große, hymnische Melodien und Pathos setzen. Allerdings sind hier die Soundmuster im Gegensatz zum Vorgänger „X & Y“ etwas abwechslungsreicher, deutlicher und konkreter verwoben. Die Tracks wirken zum Teil durch ihre Kantigkeit („42“), wollen nicht nur einfach schön, sondern vom Hörer erschlossen sein. Das diese leichte Abkehr vom Erfolgsrezept des Vorgängeralbums gelegentlich die Gefahr birgt, dass einzelne Titel streckenweise etwas langweilig bis uninteressant sind, zeigt z.B. das zweigeteilte „Lovers In Japan/Reign“. Kann der erste Teil durchaus noch überzeugen, gleitet der Track im zweiten Abschnitt stark in Richtung Belanglosigkeit ab. Deutlich besser klingt dann schon das folgende, ebenfalls zweigeteilte „Yes“, welches als Besonderheit im ersten Teil mit orientalisch anmutenden Soundeffekten der Streichersektion aufwartet und im weiteren Verlauf in eine Stadion-Rocknummer übergeht.

„Viva La Vida“ ist ohne Fehl und Tadel, ein wohliger, Colplay-typischer Song. Auf Airplay zugeschnitten, mit allem, was dazu gehört: Soundvorhänge wabern, Streicher streichen, Chöre singen. Soweit so gut. Doch die bereits angemerkte Kantigkeit anderer Stücke dieser Platte fehlt bei diesem Stück völlig, was ob seiner Eindeutigkeit und Glätte ein wenig Enttäuschung hervorruft. Letztere verflüchtigt sich aber schnell angesichts des auf den Titelsong folgenden „Violett Hill“. Dieses knackige Stück kann durchaus als Höhepunkt des Albums angesehen werden, so ausgewogen und stimmig hier Soundlandschaften, Rhythmen und Chris Martins Gesang miteinander verwoben wurden und das vorhandene Potential der Band deutlich machen. Der vorletzte Titel der Platte („Strawberry Swing“) kann diesen hohen Level keinesfalls halten, fällt dabei zwar nicht völlig durch, bleibt letztlich aber dennoch verzichtbar.

Den Abschluss bildet – in gewohnter Coldplay-Manier – hier jedoch wieder mit interessanten Details wie Melodie- und Tempowechseln ausgestattet, das den zweiten Teil des Album-Titels bildende und gleichzeitig den Kreis zum Opener schließende „Death Or All His Friends“, welches, – widersprüchlich zur Betitelung – eher Mut und Zuversichtlichkeit vermittelt.

Insgesamt hält „Viva La Vida Or Death And All His Friends“ eine Mischung teils gelungener, teils etwas weniger interessanter Soundcollagen bereit. Abschließend bleibt festzuhalten, dass es Coldplay – mit Hilfe der Produzenten Brian Eno und Markus Dravs – fertig gebracht haben, nicht völlig in Richtung Stadion-Bombast-Hymnen-Soundlandschaft abzudriften, dabei aber dennoch ihre Identität zu wahren. Wenn sie auf dieser Platte auch nicht übermäßig Mut zu experimentellem Risiko bewiesen haben, dabei die Bemühungen leicht abseits der eingefahrenen Muster nicht bei jedem Stück zu überragenden Ergebnissen führen, hält die Band mit diesem Album das Potential zukünftiger, künstlerischer Weiterentwicklung in einem Maße in der Hand, wie es so von vielen Fans und Kritikern nicht mehr für möglich gehalten wurde.

*** ½

Parachutes (2000) : ***
A Rush Of Blood To The Head (2002) : *** ½
X & Y (2005) : ****

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Doe maar gewoon... dan doe je al gek genoeg!