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Sokrates
Die Beurteilung von Musik hängt nicht nur von Faktoren wie „Coolness” ab, sondern auch vom Erfolg. Wer Erfolg hat, gilt in Deutschland als oberflächlich, anbiedernd (an einen nicht näher definierten Massengeschmack) und wird deswegen kritischer gesehen – was viele gut finden, kann nicht gut sein. Ist ja auch viel schöner, auf Seiten des erfolglosen Künstlers zu stehen, dessen Kunst man als einziger zu würdigen weiß. Ich bin ziemlich sicher, Du fändest das neue Album besser, wären Coldplay unbekannt. Dann hielte man sie für mutig, komplex, anspruchsvoll.
Es ist ein recht sinnvoller Mechanismus, daß Erfolg nunmal kritisch beäugt wird. Und um so größer der Erfolg, um so kritischer sollte man auch dieses Erfolgsrezept hinsichtlich Schwachstellen abklopfen. Wenn dieser Erfolg auf wackeligen Füßen steht, so ist Kritik natürlich mehr als angebracht. Wer im Rampenlicht stehen will, sollte gut ausgeleuchtet sein – und auch aufgeblendetes Gegenlicht verkraften können. Aber viele dieser Erfolgreichen entpuppten sich in den letzten Jahren – ja Jahrzehnten – selbst als Blender… Und das hat zunächst einmal nichts mit „was viele gut finden, kann nicht gut sein“ zu tun (und auch nichts mit nationalen Sitten und Gebräuchen. Engländer halten z.B. Phil Collins wahlweise für einen Clown oder bocklangweiligen Schnulzenheini).
Was denkst Du, weshalb es so viele künstlerische Gegenentwürfe gibt? Sicherlich nicht, weil wir „Indie-Spiesser“ kategorisch jegliche Musik ablehnen, die die Top 100 knackt – und auch beleidigt ein bisschen Genugtuung beim musikalischen Sandkastenspielen einfordern. Nein, viel eher finde ich (als ausgewiesener Freund des musikalischen Undergrounds) es auch einmal spannend und begrüßenswert, wenn „ausgefallene“, bzw. nicht Charts-prädestinierte Künstler die Top 10 entern. Und Nein, ich lasse diese Künstler auch nicht fallen, wenn der Erfolg dauerhaft bleibt (ich kaufe nach wie vor noch Tonträger von The Cure, Depeche Mode und Nick Cave…). Und Bewunderung – ja sogar bisweilen Solidarität – bringe ich allen Künstlern entgegen, die es schaffen, mich zu begeistern. Egal, ob deren Album Platz 1 der „Mainstream“- (haha!) Charts knackt, oder lediglich in einer limitierten 200er Auflage erscheint. Also, so einfach ist es nicht mit uns Indieknilchen. Aber vielleicht schnüffeln wir auch nur ein wenig mehr in Nischen hinein, die andere nur zu gerne übersehen – bzw. nehmen uns die Zeit dazu…
Von daher muß ich Coldplay (ich ziehe hier das vorherige Album heran, da es mir ein Kollege auf Anfrage auslieh – und ich es für langweiligen Schmock befand) nicht mögen müssen – ohne gleich in Bausch und Bogen pauschal und kollektiv als „Mainstream“-Verächter alleine der Sache wegen in Generalverdacht zu geraten. Und Ja! – ich bin zwar nicht der direkt von Dir angesprochene Fori – aber ich habe mir den Schuh einfach mal passend gemacht, und auch angezogen…
(Ach ja, ich hätte ja auch das von mir heiss und innig geliebte neue Portishead-Album mit ins Boot holen können, aber…)
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I mean, being a robot's great - but we don't have emotions and sometimes that makes me very sad