Re: AotW: Manic Street Preachers – Everything Must Go

#6518433  | PERMALINK

nail75

Registriert seit: 16.10.2006

Beiträge: 44,672

Ah UmDass der Marxismus in den USA nicht so wie Europa Fuß fassen konnte, rechtfertigt nicht den Umkehrschluss, dass eine marxistische Band deshalb typisch britisch sei.

Womit wir wieder bei der Pop-Diskussion wären. Natürlich sind Rockbands wie U2 etc. auch Pop (im weiteren Sinn, wenn du so willst), und so wie „Achtung Baby“ Pop ist, ist sicherlich auch „Everything Must Go“ Pop. Aber sicher nicht so wie z.B. „Different Class“ von Pulp.

Da muss ich mich jetzt schon ein Bisschen missverstanden fühlen. Ich sagte lediglich, dass das authentische Herausschreien von Wut etc. (was dir bei den Manics besonders wichtig zu sein schien) allein noch keine Kunst macht. Das Entscheidende ist die Art und Weise der Verarbeitung, Aufbereitung und Darstellung. Und diese scheint mir bei den Manics nicht besonders gelungen. Ihre Perspektive wirkt auf mich meist etwas unreif. Ich fühle mich an einen 18-Jährigen erinnert, der Marx und ein paar Gedichtbände gelesen hat und sich jetzt für einen hochempfindsamen Weltweisen (und womöglich auch noch Revolutionär) hält.
Und mit meiner Pop/Volksmusik-Definition hat dies hier wenig zu tun. Es geht nur darum, ob ich eine bestimmte Platte gut oder schlecht finde.

Sehe ich anders. In den USA gibt es kein marxistisches Milleu, in dem sich eine Band, wie die Manics entwickeln könnte. In Wales dagegen hat diese alt-sozialistische Haltung (Old Labour sozusagen) große Tradition. Natürlich könnte die Band auch aus anderen Teilen Englands stammen, aber die politische Haltung ist schon sehr britisch. Glücklicherweise spielt das auf dem Album fast keine Rolle, insofern verfehlt die Diskussion irgendwie das Thema. Von irgendeiner politischen Haltung der Manics erfährt man auf dem Album nur wenig, ihr typischer Anti-Amerikanismus entlädt sich nur an ein oder zwei Stellen.

Ja, der Pop. Dass die Manics starke Pop-Elemente in ihre Musik haben, finde ich schwer zu bestreiten. Letztlich läuft es eben darauf hinaus, dass Du die Umsetzung als misslungen empfindest und ich sie für gelungen halte. Lassen wir es dabei.

AnnaMaxDas Album ist sehr bombastisch und überaus pathetisch. Aber genau darin liegt auch seine besondere Qualität. Wann kann denn Pathos noch gefragt sein, wenn nicht in der Trauer um einen guten Freund. Überproduziert ist die Platte auf keinen Fall. Wer würde so etwas behaupten wollen?

Sehe ich genauso, ich halte sie sogar für sehr subtil produziert, trotz Bombast und Pathos.

--

Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.