Re: AotW: Manic Street Preachers – Everything Must Go

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ah-um

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nail75Die Manics waren und sind eine sehr politische Band mit eindeutig links-intellektueller bzw. marxistischer Ausrichtung. Das interessiert in Amerika tendenziell niemanden und schon deshalb sind sie sehr british (oder welsh).

Dass der Marxismus in den USA nicht so wie Europa Fuß fassen konnte, rechtfertigt nicht den Umkehrschluss, dass eine marxistische Band deshalb typisch britisch sei.

Dass man ernsthaft in Frage stellt, dass die Band einen sehr poppigen Einschlag hat, wundert mich schon, schließlich hast Du sie einen Beitrag zuvor noch mit Pearl Jam, U2 und den Smashing Pumpkins in einem Atemzug genannt, allesamt Bands, denen Melodien ja keineswegs fremd sind.

Womit wir wieder bei der Pop-Diskussion wären. Natürlich sind Rockbands wie U2 etc. auch Pop (im weiteren Sinn, wenn du so willst), und so wie „Achtung Baby“ Pop ist, ist sicherlich auch „Everything Must Go“ Pop. Aber sicher nicht so wie z.B. „Different Class“ von Pulp.

Ich glaube, Du hast das Album etwas voreilig in einer bestimmten Schublade abgelegt. Schließlich ist es kein Betroffenheits-Rock, wenn man über Dinge schreibt, die einem selbst widerfahren sind. Niemand zwingt Dich dazu, das gut zu finden, aber gleich zu behaupten, es sei keine Kunst und nur Musik für Jugendliche – naja. Das widerspricht eigentlich Deiner Auffassung von Popmusik als Volksmusik.

Da muss ich mich jetzt schon ein Bisschen missverstanden fühlen. Ich sagte lediglich, dass das authentische Herausschreien von Wut etc. (was dir bei den Manics besonders wichtig zu sein schien) allein noch keine Kunst macht. Das Entscheidende ist die Art und Weise der Verarbeitung, Aufbereitung und Darstellung. Und diese scheint mir bei den Manics nicht besonders gelungen. Ihre Perspektive wirkt auf mich meist etwas unreif. Ich fühle mich an einen 18-Jährigen erinnert, der Marx und ein paar Gedichtbände gelesen hat und sich jetzt für einen hochempfindsamen Weltweisen (und womöglich auch noch Revolutionär) hält.
Und mit meiner Pop/Volksmusik-Definition hat dies hier wenig zu tun. Es geht nur darum, ob ich eine bestimmte Platte gut oder schlecht finde.

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There is a crack in everything; that's how the light gets in. (Leonard Cohen)