Re: Graphic Novels

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latho
No pretty face

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Ich habe Kiesgrubennacht nicht gelesen, aber mein Bruder berichtete ähnliches wie du.

Was graphic novel angeht: den Begriff hatte Eisner ja benutzt, um sich von den comic books, also den Heften, abzugrenzen. Comic books waren monatliche Hefte mit immer wieder auf Null zurückgesetzten Handlungen. Ironischerweise besteht Eisners A Contact with God auch aus Kurzgeschichten (die aber wenigstens zusammenhängen). Der Begriff selber geistert ja schon länger durch die Comic-Geschichte. Problematisch war er immer, denn was umfasst der Begriff eigentlich? Eisner dürfte Länge (länger als ein 20- bis 30-seitiges Heft) aber auch den Inhalt (keine Superhelden) gemeint haben, aber da gehen die Probleme schon los. Dave Sim meinte mal ein Roman in Comic-Form dürfte nicht unter einigen tausend Seiten Umfang haben und da hat er nicht Unrecht, allein schon was das Ausarbeiten der Figuren angeht. Zum Inhalt: heute werden auch Watchmen von Alan Moore / Dave Gibbons dazugezählt (gegen den Willen Moores) und Watchmen ist bekanntlich superhero-stuff (wenn auch dekonstruierend).
Wenn man heute schimpft, dass graphic novel nur als Marketing-Begriff benutzt wird, vergisst man allerdings, dass Eisner den Begriff wahrscheinlich auch genau deswegen eingeführt hat – er kannte ja das Business und wie man Comics bewirbt. Ich gestehe aber, dass ich den Begriff auch schon gebraucht habe, um lange zusammenhängende Werke, die einen Anfang und ein Ende haben, zu charakterisieren, aber eine gültige Definition könnte ich auch nicht liefern.

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