Startseite › Foren › Das Konzert-Forum: Wann, wer und wie › Und so war es dann › Steve Earle › Re: Steve Earle
Steve EARLE & Allison MOORER am 09. Februar 2008 Ludwigsburg Scala
Immigration als Trumpf
von Michael Riediger Stuttgarter Nachrichten 15. Februar 2008
Der unrasierte, mürrische Mann mit Brille, dessen Hemd aus der Hose hängt und der wortkarg, ja unwirsch wirkt, soll ein Sprecher der US-Linken sein? Rau ist Steve Earles Stimme. Der Mann, der sich mit „John Walkers Blues“, geschrieben aus der Perspektive eines Taliban-Kämpfers, in die patriotischen Nesseln setzte, beginnt in der Scala als Straßenmusiker, der nicht viel zu sagen hat. Der rechte Stiefel stampft im Takt, kein schmückender Zierrat zum einsamen Sound stur geschrubbter Gitarren, Exponate aus Earles Saiteninstrumentensammlung, von der er auch Banjos, Dobros und Mandolinen vorstellt.
Seine sechste Ehefrau Allison Moorer hatte im Vorprogramm geglänzt – mit eindringlichem Sopran und gelungenen Coversongs. Moorer wird sich später, in einem Duett mit dem Gatten, erneut mit anderen großen Countrydiven messen. Da aber steht längst ein DJ neben Earle auf der Bühne, um mit metallisch scheppernden Sequenzen des Songschreibers Darbietung zu intensivieren. Tatsächlich vertiefen die kreiselnd monotonen Rhythmen Earles hypnotische Folk-Gesänge. Und es gibt Applaus für den DJ – nicht selbstverständlich für ein Publikum, das sonst analoge Klänge bevorzugt.
Zuletzt hat Earle seine Stimme wieder, spielt Songs des aktuellen Albums „Washington Square Serenade“. „City of immigrants“ leitet Earle mit deutlichen Worten ein: „Jede große Nation beruht auf Immigration.“
--