Re: Some Velvet Morning

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some-velvet-morning

Registriert seit: 21.01.2008

Beiträge: 5,119

Vielen Dank beetlejuice und vega4 für die Kommentare im erwähnten Thread.

Als ich heute Eure Kommentare laß, war ich fast ein wenig gerührt.
Ihr versteht SVM, dass diese Sendung Euch genauso gehört wie mir. Ohne Euch hätte SVM keinen Sinn. Wenn es Niemanden gibt, der SVM versteht, dann würde ich sofort aufhören. Aber solange es eine(n) Hörer(-in) gibt, der es verstanden hat, werde ich weitermachen.

Na, und aus dem einen Hörer sind eben ein paar mehr SVMler geworden. Ich bin doch selbst Fan von SVM! Wäre es nicht meine Sendung, wäre ich sehr glücklich über diese Einläutung des Wochenendes. Jede Woche werden die besten neuen Artists vorgestellt und zeitgleich wandeln wir durch die Popgeschichte bis zu den Anfängen des Pop (Swing, RocknRoll).

Das mit dem „Musikverrückten“ ist interessant. Sobald ich im Studio bin, verwandle ich mich. Wenn ich schlechtgelaunt den Raum betrete, mache ich teilweise die besten Sendungen. SVM bin ich einerseits zu 100 Prozent authentisch, da die Musikauswahl etc. bei mir wohl sehr persönlich ist, aber ich kann SVM genauso von außen betrachten, als ob die Sendung ein Eigenleben hat, wo ich einfach nur der Moderator bin.

SVM ist für mich genau das Gegenteil vom Standardradio. Eben sehr persönlich und so verstehe ich das „Erbe John Peels“: Einfach ein Mensch zu sein im Radio. Die meisten Moderatoren sind für mich wie Roboter. Sie sagen nichts aus. Es ist alles von der Musikredaktion vorbereitet. Teilweise merkt man oft, dass sie kein Musikwissen haben und deshalb bleiben sie ja moderat in ihren Texten. Bloß keine Extreme, keine Persönlichkeit. Vielleicht ist es auch typisch deutsch. An John Peel habe ich geschätzt, dass er Sheila zwischendurch gefragt hat, ob sie ihm Wein bringt, die Single in der falschen Geschwindigkeit abfährt und man bei ihm wirklich gemerkt hat, dass er von Musik besessen war.
Heutzutage hätte John Peel nirgendwo eine Einstellung im deutschen Radio gefunden, da die Stationen in zu vorgefassten Schablonen denken, wo individuelle Persönlichkeiten nicht die Luft zum Atmen bleibt.

Der Begriff Formatradio stammt ja aus den USA und wurde in Deutschland einfach falsch verstanden, indem man Radio für jedermann versucht zu machen (die größten Hits aller Zeiten, gute Laune…), was aber das Formatradio in den USA gar nicht besagt. Dort gibt es Channels für bestimmte Musikrichtungen. Indiekanäle, Countrychannels, etc…. Was macht es denn für einen Sinn, wenn überall die gleiche Musik läuft.

Um heute eine gute Radiosendung zu machen, muss man idealistisch sein. Mit SVM gegen den Rest der Welt. Ja und ich glaube an SVM, da ich mich mein ganzes Leben mit fast nichts Anderem beschäftigt habe als diesem völlig unwichtigem Musikwissen und ich manchmal nicht weiß, wohin ich damit soll.

Es klingt pathetisch, aber ich vermisse John Peel jeden Tag und wenn nicht endlich ein Umdenken stattfindet, dann wird kein Mensch mehr Radio hören. Gute Radiosendungen sind so wichtig, gerade bei der heutigen Auswahl an Bands. Bei myspace wird man doch als Normalsterblicher verrückt, wenn man vorhat alle guten neuen Artists dort entdecken zu wollen.
Trenne die Spreu vom Weizen und wem die Auswahl nicht gefälllt, kann doch andere Radiosendungen hören.
Some Velvet Morning hat sich durch die Jahre und vielleicht durch meine Vorerfahrungen erst zu dem entwickelt, was es jetzt ist.
Es ist wie eine eigene Welt mit einem schwer zu fassenden Fokus. Vielleicht bin ich das Bindeglied zwischen den verschiedenen Songs. Neben der Entwicklung von SVM habe ich seit 2000 Radiosendungen im Lokalradio produziert und Fehler zuhauf gemacht. Ein Jahr war SVM fast rein elektronisch, weil ich dachte, ich müsste mich dahingehend spezialisieren bzw. habe viele Beats in der Zeit gehört. Vor SVM habe ich 80s Sendungen produziert und sogar eine wavige Abendsendung gehabt, bis ich irgendwann in mich gegangen bin und mich gefragt habe, was ich eigentlich will und ich habe aus den Fehlern gelernt. Natürlich gab es Stimmen, die gesagt haben, dass es nicht passt, wenn man alles durcheinander spielt. Ja, John Peel hat das gemacht, aber du bist nicht John Peel und so konzentriere Dich doch auf eine Richtung.
Im März 2005 bin ich mit SVM gestartet und da merkte ich, als ich mir alte Sendungen angehört hatte: das ist es. Da bist du so, wie du bist und du spielst die Musik, die Dir gefällt ohne Kompromisse. Letztenlich ist SVM dann vor 1,5 Jahren zu seinen Wurzeln zurückgekehrt.

Vielleicht ist der Untertitel ja wirklich irreführend, da ich mich bestimmt nicht mit dem Meister vergleichen oder messen will. John Peel hatte mir einfach nur gezeigt, dass es einen dritten Weg der Moderation und der Auswahl gibt.
Ich denke schon, dass ich ziemlich meinen eigenen Stil bei SVM verfolge, da ich nicht vorhabe eine Kopie von John Peel zu sein, was bei diesem Genius wirklich anmaßend wäre. SVM hat verschiedene Übergänge, manchmal leicht melancholische Songs, dann wird es wieder uplifting. Ich versuche die zwei Stunden abwechslungsreich zu gestalten bzw. manchmal konzentriere ich mich auch auf einen bestimmten Mood. Wie ich Stücke zusammensetze und dass ich eine Stimmung aufbauen kann, habe ich wohl meiner DJ Tätigkeit zu verdanken, weil dort habe ich das Handwerk dafür gelernt. Das Schöne am Radio ist nur, dass man eben nicht gucken muss, ob auch jemand tanzt. Es ist viel seriöser und die Musik steht im Vordergrund.

Was mich immer wundert ist, dass ich trotz Nichtbezahlung (den bürgerlichen Beruf gibt es) noch immer Lust habe zeitintensiv zu recherchieren und mich über jede Sendung im Nachhinein freue. Es ist die Suche nach der perfekten Sendung, der Ehrgeiz immer weiter zu gehen und nach Möglichkeit das Niveau zu halten.
Letztendlich lässt sich das aber alles nicht planen. Ich gehe nie mit einer genauen Playlist ins Studio, sondern es ist eher eine Art Live- DJing, weil mir der gängige Weg zu unkreativ erscheint. So habe ich mehr Spaß dabei. Lediglich bei den Specials bin ich strukurierter in der Vorbereitung. Nur liebe ich es, wenn ich einen Song spiele und dann auf einmal denke: Ja, den Song kannst du danach spielen. Das passt doch. Die Spontanitaet ist mir wichtig, damit es lebendig bleibt.

Ob es mein Traum ist Radiomoderator zu sein? Ja und ich bin der festen Überzeugung, dass jeder Radiosender, der mich einstellen würde und mich nicht völlig verändern möchte, sondern vielleicht eine Abendsendung gibt, eine sehr erfolgreiche Sendung im Programm hätte.
Das klingt für manche Leser nun völlig anmaßend, aber es ist so, wie es ist: Von SVM bin ich überzeugt und die wachsende Resonanz zeigt mir, dass ich so verkehrt nicht liegen kann und zu warten, dass man entdeckt wird, macht keinen Sinn.
E Mails an Byte.fm… blieben einfach unbeantwortet. Sie geben Dir das Gefühl, dass sie über Dich lachen und Dich für unwichtig halten. Vielleicht bin ich das ja und wirklich übergeschnappt mit meinem Anspruch ans Radio, aber ich weiß, dass ich besser bin als so Mancher von Ihnen oder wie der Radiokollege von „Popscene“ zu sagen pflegt:
„The wrong people at the right places“

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