Re: The Peejays

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kritikersliebling

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Hallo Jan, hallo Peejays, here are the results of the Osnabrück-Jury:

The Pee jays – The Peejays
(Villa Bäh Records)

Was unterscheidet eigentlich eine Profiband von einer Amateurband? Im Fall der Peejays hat eine Amateurband so viel richtig gemacht, dass sie in meinen diversen Playern auf Hot Rotation läuft. Allerdings gibt es Kritikpunkte, die in einem Bereich anzusiedeln sind, wo man über Marginalien spricht. I-Tüpfelchen bisweilen. Die Fünf-Mann-Band legt mit Colourful Life etwas gewöhnlich los, bringt den in meinen Ohren stärksten Song „Trying To Get You“ erst an drei und hat ein etwas undifferenziertes Mastering. Wenn Peter Klinic (cooler Name) seinen Bass so schön spielt, dass er mit dem Drummer (Philipp Starkhoff) groovt, dass es eine Art hat, dann möchte ich das auch gern hören. Auch laut und voll.
Keyboards und Rockmusik, nicht immer geht es zusammen doch der geschmackvolle Einsatz derselben in derselben durch Ben Callard machen The Peejays zu dem was sie wollen. Kompositorisch sind The Peejays die in letzter Zeit interessanteste Band, die ich gehört habe. Nur wenige aktuelle Bands und Künstler bringen meinen Fuß so zum Wippen und mich zum Singen (im Auto auf dem Weg zur Arbeit, die ich gut gelaunt beginne) wie The Peejays. „Fantasy Road“ beginnt so irgendwo bei Null-Acht-Fuffzehn, doch da ist eine Magie in dem Song, die ich nicht beschreiben kann. Und was das Timing betrifft, endet er genau im richtigen Moment, kurz bevor er beliebig wird. Das ist große Kunst. Womit wir zunächst beim Gesang angekommen sind. Cornelius Bender ist einer verdammt cooler Sänger. So eine angenehme und ausdrucksstarke Stimme schmeichelt sich ein, ohne laut werden zu müssen. Sehr präsent und markant genug, um sich einzuprägen. „Lost Girl“. Im CD-Tal der Beliebigkeit angesiedelt, schafft es der Song, durch sehr geschickte Melodieführung Spannung aufzubauen. Dann wird es ein feines Popstück.
Break. Krach, Rock’n Roll, dicke Hose, untenrum aber dünn. „Who I Am“ will rocken. Soll ja auch. Wer bin ich? Und wieso? Das wäre mit vollem Bass und lauterem Schlagzeug genau da gelandet, wo es hin sollte, auf die Zwölf. Jetzt hängt es auf halb acht. Wenn schon Rock, dann auch in die Fresse.
„Lonely Hearts Club“. Da war doch was. Klar Beatles. Falsche Synapsen führen den Hörer auf die falsche Fährte, bis er endlich im Gedächtnismusikarchiv bei Jellyfish angekommen ist. Jajajaja, ich glaube mittlerweile an diese Band und hoffe, dass die erste Hälfte des Albums nur der Aufgalopp zu einem zweiten guten Album ist. Was jetzt noch kommt, ist bereits nur noch Dreingabe. Überzeugt bin ich schon lange. „Ma Tattoo“, die gefühlte B-Seite von „Trying To Get You“. Die Kunst zwischen Abwechslung und Beibehaltung einer Grundstimmung gelingt dem Album spielend. Natürlich – wer Jan Wölfer (diverse Gitarren, Gesang) kennt, der weiß, wie etwas klingen kann. In „Ma Tattoo“ darf man erfahren, wie seine Stimme zusammen mit der von Cornelius klingt. Gut. Harmonisch.
„Undress“ kommt ein wenig nackt daher. Sick. Nicht alle Gags sind gut, aber auch nicht alle lassen sich vermeiden. Spaß beiseite. Wieder einer dieser Songs, die diese Melodien verfolgen, bei denen meine Gefühle zu schwingen beginnen. Ich habe das Bedürfnis, diese Band live zu sehen.
„Billy“. Tja, das kann ja erst mal jeder sein. Ein feiner Song, der aber auch nicht weiter auffällt.
Dafür kommt kurz vor Schluss mit „Worlds Biggest Grasshopper“ der Song in einer Größe von unendlicher Weite in der kleinsten Kneipe der Welt. Zwischen Ausdruckstanz und Kabel nach dem Gig zusammenrollen ist dort alles drin.
„The Tiger Is Angry“ verabschiedet den Hörer wohlwollend und -tuend laut und nicht, wie man es sonst von solchen Gitarrenpopalben kennt, leise mit irgendwelchem kompositorisch unwirklichem Zeugs. Nein, the last Rock’n Roll soll es sein. Vielen Dank!
Für eine Gesamtnote muss man doch zwei Dinge trennen. Hervorragende Kompositionen und Arrangements treffen auf eine leider etwas schwache Produktion. Das mag der Unterschied zwischen Profis und Amateuren sein. Also, wie so oft: Jammen auf hohem Niveau. Alles zusammen bekommt drei Sterne und den Hinweis, dass ich diese Band gern im Auge behalten werde. Da muss noch was gehen!

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Das fiel mir ein als ich ausstieg.