Re: Marvin Gaye – What’s Going On

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Zu petsounds‘ # 3 & 16 :

Zu Herrn Nonhoffs Werk heißt es wohl nicht umsonst “ … und an luzider Bösartigkeit kaum zu übertreffen!“
Zumindest wenn es um das hier besprochene Meisterwerk Marvin Gayes geht (was es nach meinem Dafürhalten und dem vieler Musiker seit Jahrzehnten auch ist !), stimmt dies mit Sicherheit !
Ich besitze dieses Buch zwar nicht, könnte mir aber vorstellen, daß dort auch andere legendäre Platten wie „Dark Side Of The Moon“ mit diabolischer Freude niedergemacht werden.
Für viele Autoren ist es offenbar ein großer Spaß, bedeutsame, großartige, berühmte oder sonstwie herausragende Werke genüsslich schlecht zu machen. Und sei es nur, um Fans mal so richtig auf die Füße zu treten !
Insofern messe ich dem dort Gesagten keine so große Bedeutung bei. ;-)

Aussagen wie “ … beschränkte sich Gaye auf späteren Platten vorwiegend auf sinnlich angerührte Auszieh-Grooves wie »Let`s Get lt On«, die hauptsächlich musikalische Triebtäter wie Luther Vandross und Lionel Richie inspirierten“ klingen herrlich polemisch (was sie wohl auch bewußt sein sollen !), sind aber – falls ernst gemeint – als Kritik Bullshit !

Daß Marvin Gaye ein „gebeutelter Mensch“ war steht außer Frage, das waren und sind viele andere aber auch !

Die Bedeutsamkeit eines Albums / Songs sieht man imho auch daran, wie oft und von wem gecovert wird. Diesbezüglich schneidet „What’s Going On“ hervorragend ab. Nicht umsonst ! :lol:

Zu Texten allgemein ist zu sagen, daß diese sehr oft äußerst banal sind. „Save the Children“ mag hier schlimm wirken, das tun andere aber sicherlich auch. Vieles von dem was an englischen Texten zu hören ist, klingt in deutschen Ohren kitschig, naiv oder schlichtweg „blöd“, zumindest wenn man des Englischen mächtig ist.

Mir persönlich sind diese sowieso meist egal, Hauptsache es klingt gut. Will ich Text, lese ich ein Buch !

Daß Berry Gordy „What’s Going On“ nicht gut fand, oder zumindest einen Teil davon, sagt auch nichts aus. Passt aber gut in den Kontext einer beabsichtigten „Entzauberung“ eines großartige Werkes.

Die Gestaltung des Albums als angebliches „Easy Listening“ wird selbstverständlich von den Hörern als solches empfunden, die Soul vielleicht eher als „authentischen“ Ausdruck des „angry black man“ von den Baumwollfeldern auffassen oder gar permanente Sozialkritik zum Ausdruck gebracht sehen wollen !
Soul ist aber mehr.

Übrigens weiß jedes Kind, welche Bedeutung Sex und alles was damit in Verbindung steht, in Black Music hat ! :lol:

Die Argumentation gegen Marvin Gaye als „Erotiker“ erinnert schon sehr an die Leute, die in den ersten Jahren von MTV keine Songs von ihm spielen wollten.

Etwas weniger Purismus schadet manchmal nicht.

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