Re: Duffy – "Rockferry"

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djrso
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Das Spektakuläre an „Rockferry“ der 24-jährigen Aimee Ann Duffy aus Wales ist die Tatsache, dass diese Platte über ihre gesamte Spielzeit fast völlig unspektakulär bleibt, einfach ein schönes Stück Popmusik ist und darüber hinaus einfach eine Menge Spaß bereitet. Insgesamt lässt sich die auf eigentümliche Art vertraut klingende Platte vielleicht am ehesten, wenn auch unzureichend mit „mittlerer bis später 60er Jahre Soul-Pop im modernen Gewand mit aktuellen Stilmitteln in Szene gesetzt“ umschreiben. Gleich beim Opener und Titeltrack könnte der Verdacht aufkommen, hier hat kein Geringerer als Phil Spector dem Produzenten dieses Albums hilfreich über die Schulter gesehen und in die Regler gegriffen. Dick aufgetragene Streicherschichten in schweren, eben noch erträglichen Klangvorhängen, soweit das erfreute Ohr reicht. Soweit der beeindruckende Auftakt, der Lust auf mehr macht.

Das soulige „Warwick Avenue“ ist zwar weitaus weniger üppig arrangiert als sein Vorgänger, wartet aber ebenso wie fast alle Stücke dieser Platte mit äußerst angenehm gesetzten Streicherpassagen auf. Als Steigerung des Ganzen ist beim melancholischen „Stepping Stone“ zusätzlich der wunderbare Klang eines Vibraphons zu vernehmen, welcher den Song sehr schön abrundet. Demgegenüber nimmt sich „Syrup & Honey“ schon fast spartanisch aus, denn die Sängerin wird hier im Wesentlichen nur von einer leicht verzerrten Gitarre begleitet. Dennoch, oder genau deswegen: Ein sehr starker Titel, mit dem feinen Vibrieren in der Stimme, einfach schön. Vielleicht sogar der Höhepunkt der ganzen Platte.

Schön ist aber auch „Hanging On Too Long“, wenn auch anders und mit wieder wesentlich üppiger ausgestattetem Arrangement. Was darauf folgt, ist das als Single ausgekoppelte „Mercy“, ein veritabler Hit, mit fesselndem Rhythmus, Orgeln, Streichern und letztlich sicher auch Ohrwurmqualitäten. „Delayed Devotion“ beeinflusst den bis dahin begeisternden Eindruck des Albums keineswegs in eine andere Richtung, selbst wenn dieses Stück nicht ganz so eindeutig und zwingend zu überzeugen vermag, wie das bis hier Gehörte. In diese Kategorie fällt auch das darauf folgende „I’m Scared“. „Distant Dreamer“ schließlich nimmt noch einmal das Rezept der klanglichen Üppigkeit und des überbordenden Arrangement vom ersten Stücke der Platte auf und schließt dieses bemerkenswerte Album würdig ab. Gesanglich liegt Duffy zusammenfassend ohne Zweifel weit vorne, einzig im Titeltrack wirkt sie etwas zu angestrengt. Diese Kleinigkeit vermag aber keineswegs den überaus positiven Gesamteindruck von „Rockferry“ zu trüben, das abschließend **** ½ erhält.

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Doe maar gewoon... dan doe je al gek genoeg!