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topsSt.Louis hat einen sehr eigenen Swing, der sich aus dem Zusammenfließen unterschiedlichster Musikkulturen erklärt (Miles! Chuck!). Die Stadt war/ist zwar Gateway (und stolz auf ihren Arch) und von daher Umschlagplatz, aber viel von dem, was hier nur durch wollte, blieb hängen. Das Verhältnis von weißer und schwarzer Bevölkerung beträgt 50:50 (einmalig unter den großen US-Städten) und das soziale Gefälle macht sich weniger an der Hautfarbe fest als sonst irgendwo. Was u.a. zu einem entspannten Miteinander und zu einem sehr durchmischten Nachtleben (Honky Tonks sowie Jazz- und Blues-Clubs) führt. Überdies ist das öffentliche Nahverkehrssystem relativ gut, es gibt zwei lohnende Plattenläden, Ausflüge via Mississippi-Dampfer können anregend sein (bin zuletzt vor ca. 7 Jahren dagewesen, per Amtrak aus Tx. angereist, per Schiff weiter). Auch der Umstand, daß St.Louis zum Teil schon nach Illinois ragt, spielt für den Rhythmus der Stadt eine nicht unwesentliche Rolle: da ist Dampf drin.
Baltimore: Hier kollidiert so manches. Blue Collar Pride (Industrie!) und Bildungselite (Uni von MD!), Soul und Country, eher triste Architektur und intensives Nachtleben. Erinnert mich an Liverpool, nicht nur wegen des Seehafens, sondern auch wegen des Dialekts und der salzhaltigen Luft. Klimatisch und kulturell bestehen indes mehr Parallelen mit Cornwall. Sehr britisch auf jeden Fall, aber eben nicht Geld & Traditions-kultiviert wie Boston (was natürlich auch seinen Reiz hat), sondern Working-Class-fundiert. Aufregend durchaus („Her heart was filled with laughter when she saw those city lights/ She said the prettiest place on earth is Baltimore at night“). Habe mich in Baltimore jedenfalls erheblich wohler gefühlt (erstmals vor gut 35, zuletzt vor ca.12 Jahren) als im nicht so fernen Philadelphia.
Mein tief empfundenes Beileid für die Amtrak-Fahrt. Es gibt vermutlich kein schlimmeres Martyrium. Dann lieber Greyhound.
Mein Eindruck von St. Louis war wesentlich negativer (nachdem ich einmal zwei Tage und einmal zwei Wochen da war). Sicherlich hat die Stadt ein paar schöne Ecken, allerdings ist die Innenstadt die Hölle (sie besteht aus Sportstadien und Bürohäusern und ist bar jeder Atmosphäre), das Mississippi-Ufer ist vollständig einbetoniert. So schlimm sah der Fluss in keiner anderen Stadt aus. Wirkt alles ziemlich heruntergekommen und der Arch, naja…
Das öffentliche Verkehrsystem ist ganz ok, aber mehr als eine Monorail-Linie und Busse gibt es auch nicht. Über die Musikszene und das Nachtleben weißt Du fraglos besser Bescheid, aber das mit den Plattenläden kann ich bestätigen. Die musikhistorische Bedeutung ist sicherlich groß, aber was mich enttäuscht hat, war die völlige Abwesenheit von Zeugnissen der deutschen Einwanderer, die die Geschichte der Stadt entscheidend geprägt haben. Es gibt ein paar, die man mit der Lupe suchen muss, aber nichts wie den „Rathskeller“ in Madison (die Mensa der University of Wisconsin) oder Lincoln Square in Chicago, wo manche Geschäfte noch deutsche Schilder haben.
Deine Beschreibung von Baltimore kann ich eher nachvollziehen, wobei ich Cornwall irgendwie anders in Erinnerung habe. Ich war aber nur kurz da.
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Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.