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Kürzlich in einem Ausstellungs-Shop entdeckt und sofort zwiespältig fasziniert gewesen: Pieter Hugos Fotoband „The Hyena & Other Men“, der das Treiben der Hyena Men in den nigerianischen Städten dokumentiert. Dort präsentieren diese u.a. Hyänen und Paviane, an starken Eisenketten geführt, dem staunenden Anwohner und Touristen.
„´The Hyena & Other Men´ ist eine so irritierende Fotoreportage, weil sie das wundersame Miteinander von Zivilisation und Wildnis in Bilder gießt. Die jungen Männer sind Schausteller, die mit ihren Tieren, afrikanischen Tüpfelhyänen, unterhalten und nebenbei als Wunderheiler Medizin und Amulette verkaufen. Doch ihre Tiere haben so gar nichts Unterhaltsames an sich. Sie machen Angst. Eine Angst, die umso größer wird, weil der Ort dieses Spektakels nicht die Wildnis ist, sondern der urbane Raum. Zwei Jahre war Hugo – der unter anderem für das New York Times Magazine, für den Telegraph, den Observer und GQ arbeitet – mit den ´Gadawan Kura´, den finsteren, stolzen Hyänen-Männern, unterwegs. Sie tragen die traditionelle Tracht der Bante genauso wie T-Shirts von Hip Hop-Bands, sind moderne Zauberer – in ihnen bricht sich die moderne Gesellschaft mit jenem ´dunklen´ Afrika, das bei uns immer noch exotistisches Staunen auslöst. Sie lieben es, zu verstören, posieren gerne für den Fotografen, der bewusst darauf verzichtet, die Szenerien theatralisch zu überhöhen. Im Gegenteil: Hugo hält seine fotografischen Mittel im Zaum – umso betörender ist das Ergebnis. ´Wo immer sie auftauchen, sind die Gadawan Kura ein Spektakel. Autos und Busse halten an, Menschenmengen sammeln sich um sie´, erzählt der Fotograf. Auf brutalste Weise werden die imposanten Savannen-Tiere verschleppt und gezähmt, vor allem mit Stockhieben. Doch auch Maulkörbe schützen die Hyänen-Männer nicht vor Angriffen. Es ist ein gefährliches, uns so fremdartiges Leben, ein Leben, das archaisch anmutet und doch heute, jetzt, gelebt wird.“
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"Wenn man richtig liest, löst man einen innerlichen kreativen Prozess aus. Die meisten Leser inszenieren einen Film. Weswegen es überhaupt kein Wunder ist und mediengeschichtlich konsequent, dass der Roman des 18. und 19. Jahrhunderts in die Erzählkino-Kultur des 20. Jahrhunderts übergegangen ist." (Peter Sloterdijk)