Re: Control (Anton Corbijn)

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latho
No pretty face

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pinch[…] Irgendein unnötig aufgeplustertes oder verkommerzialisiertes Lala von Film hätte da weder zu Ian C., noch zur Band Joy Division noch zu deren Vita gepasst.

Da sind wir uns dann einig.

pinchGute Beobachtung im RS. Und bzgl. der Arthouse Crowd: ja, da ist es tatsächlich eher so, dass das Sujet hinter den Bildern etwas verwischt, also zu Gunsten einer formvollendeten Fassade eher etwas in den Hintergrund geschoben wird. Tatsächlich wirkt bei Corbijn das Drama zu klein und zu strikt sobald er seine Fotopanels verlässt und mit bewegten Bildern arbeitet. Wäre er ein unmittelbarer Cinema Verité Künstler mit Blick für spontane Momente und vermenschlichende, kleine Details, wie bspw. Robert Frank, wäre dies sicherlich von Vorteil, aber sowas kann man Anton Corbijn ja unmöglich ankreiden. Der macht sein Ding im Prinzip ja auch mit der ihm und seinem ästhetischen Empfinden entsprechender Konsequenz. Also ohne sich dabei groß zu krümmen und zu verbiegen.

Kleine inszenatorische und ästhetische Ambivalenzen zum Vergleich:
1x Joy Division bei Winterbottom -> klick
1x Joy Division bei Corbijn -> klick.

24 Hour Party People habe ich noch nicht gesehen, aber danke für die Links. Aber 24 Hour wirkt in dem Ausschnitt auf mich eher „abseits der Band“. Und wie ich oben geschrieben habe: ich sah dem Film nicht an, dass Corbijn seine Fotos (von deren Existenz ich nichts wusste) „weiterentwickelt“, das wirkte auf mich sehr natürlich, absichtlich toned down, also eben nicht, was ich von Corbijn in Bezug auf U2 etc kenne. Außerdem spielt Herbert Grönemeyer mit und darf nicht singen.

NachtmahrBin der Meinung, dass gerade die JD-Fans zugunsten einer massenkompatibleren Arthouse-Empfänglichkeit im Stich gelassen werden.
[…]

Hmm, wiederspricht sich etwas, weil ich nicht finde, dass es einen einheitlichen Arthouse-Stil gibt. Was das RS-Zitat angeht: klingt für mich eher wie eine generelle Absage an Biopics?

Napoleon Dynamite[…], funktioniert als stringenter Film aber ausgezeichnet. […]

Das bringt es auf den Punkt: der Film überzeugt als Film.
Edit: im Sinne von Gesamtkunstwerk…:-)

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If you talk bad about country music, it's like saying bad things about my momma. Them's fightin' words.