Re: Control (Anton Corbijn)

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nachtmahr

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pinchCorbijn erzählt weniger universell und dichterisch ausschweifend als bspw. Haynes und legt somit seinen Zuschauerkreis, den er erreichen will, doch einigermaßen deutlich fest

Haynes nähert sich seinem Sujet allerdings auf sehr durchintellektualisierte Weise. Habe schon von einigen „Dylanologen“ gesagt bekommen, dass sie mit diesem Gedanken- und Ideen-Wirrwarr so gar nicht viel anfangen konnten.
Corbijns künstlerischer/erzählerischer/ästhetischer Ansatz beschränkt sich da doch eher auf kommerziellere Sehgewohnheiten, poliert viel glatt, inszeniert Sam Riley als Poster-Boy, der Ian Curtis ja eigentlich nie war. Mit der düsteren „Gewöhnlichkeit“, der deprimierenden wie erhebenden Aura und Atmosphäre der Band Joy Division hat dies alles wenig zu tun. Da sagt der Video-Clip zu „Love Will Tear Us Apart“ mehr aus als zwei Stunden Spielfilmmaterial.

„Wo sind die dunklen, leeren Straßen vom Manchester der 70er, die man mit der Musik und den Texten von Joy Division assoziiert? Ich hatte keine Geschichtsstunde erwartet, aber dieser Hochglanz ist enttäuschend. Wie soll das Publikum Joy Division verstehen, ohne die Umwelt der Band nachvollziehen zu können?“ (Natalie Curtis)

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"Wenn man richtig liest, löst man einen innerlichen kreativen Prozess aus. Die meisten Leser inszenieren einen Film. Weswegen es überhaupt kein Wunder ist und mediengeschichtlich konsequent, dass der Roman des 18. und 19. Jahrhunderts in die Erzählkino-Kultur des 20. Jahrhunderts übergegangen ist." (Peter Sloterdijk)