Re: Control (Anton Corbijn)

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lathoKomisch, sehe ich genau anders. Ich hatte ja befürchtet, dass das so U2-Bilder, werden, grobkörnig, mit gewichtigen Mienen. Aber Corbijn hat sich doch sehr zurückgehalten, ja filmt die Manchester-Wirklichkeit doch manchmal sozusagen kommentarlos ab, ohne über die Bilder Heldenverehrung zu betreiben.

Corbijn baut seine Bilder schon sehr spezifisch, konstruiert die jeweilige Atmosphäre schon reichlich speziell. Dort die Bowie Klangcollage, da ein kleiner Ausschnitt vom Stroszek-Film, „The Idiot“ von Meister Iggy… und all diese eingesetzten Details tragen ihren jeweils eigenen Teil zur Legende bei. Da setzt einer schon voraus, dass man zumindest einigermaßen mit der Vita und dem künstlerischen Schaffen des Ian Curtis (wie auch der Band Joy Division) vertraut ist. Oder vielleicht sogar Deborah Curtis‘ Buch gelesen haben mag, zumindest mit der Truppe aber was anzufangen weiss. Corbijn erzählt weniger universell und dichterisch ausschweifend als bspw. Haynes und legt somit seinen Zuschauerkreis, den er erreichen will, doch einigermaßen deutlich fest, finde ich. Das dramaturgische Element wird dabei aufs Nötigste verkürzt und entschlackt, einzig der Look steht im Vordergrund, was teilweise etwas spröde wirken mag (vermutlich sogar beabsichtigt).
Nicht falsch verstehen: der Film ist durchaus sehr gelungen, eventuell gefällt er ja auch tatsächlich Leuten, die JD eher wenig bis gar nichts abgewinnen können (oder wollen), „Control“ erliegt nur hier und da ein kleines bisschen der Faszination seines Regisseurs für die überdeutliche Visualisierung und perfekte Repro jener ganz bestimmten Epoche, stilecht in schwarz/weiss und so, wie halt eben die Bilder, die Corbijn von der Band damals schoss und die sich hier dann plötzlich bewegen. Solcherart „Zeitreisen“ gehen im Kino (aber nicht nur da) zumeist furchtbar peinlich in die Binsen und es spricht schon für Corbijns Talent, das Ding neben all seiner optischen Akuratesse nicht in den Sand gesetzt zu haben.

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