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redbeansandricetolle Liste in Post #52! kenne wohl so etwa die Hälfte, alles großartig, meine Liste hätte wohl mehr Rene Thomas enthalten, aber das mag am Pianofokus gelegen haben, dass der zu kurz kam…
darf ich schlussfolgern, dass das hier deine liebsten Wilen Alben sind?
Barney Wilen / Alain Jean Marie – Dreamtime
Barney Wilen – Jazz sur Seine
Barney Wilen – The Osaka Concert
John Lewis / Sacha Distel – Afternoon in Paris(Dreamtime fand ich nicht soo stark, Osaka kenn ich noch nicht, die anderen beiden sind super, die CDs mit Dorham/Jordan stehen aber bei mir oben, sind aber natürlich nicht ganz so europäisch…)
Nicht unbedingt
„Barney“ und „More from Barney“ gehören ganz oben ran, ebenso „Moshi“ (hab ich auch kopiert für diesen Bekannten, aber „Barney“ hab ich weggelassen, da er Duke Jordan sicher bestens kennt).
Hab mir überlegt, zu Barney Wilen etwas ausführlicher zu schreiben, also warum nicht gleich hier und jetzt…
Also zuerst, der Ausgangspunkt für „all things Barney“:
http://www.loustal.nl/barney_wilen%20story.htm
Eine völlig chaotische, unpräzise aber höchst detaillierte Website, die immer wieder faszinierend ist!
Barney Wilen wurde 1937 geboren, seine erste Berührung mit „fame“ hatte er Ende 1957 mit Miles Davis, als dieser für die Aufnahme des Soundtracks zu Louis Malles Krimi „L’ascenseur pour l’echafaud“ (Der Fahrstuhl zum Schafott) in Paris weilte. Barney ist zwar auf dem Soundtrack nur wenige Male und nur kurz zu hören, aber da merkt man bereits, dass das nicht bloss ein begabter Youngster ist, sondern ein hörenswerter Musiker!
In den Jahren danach spielte er u.a. mit Bud Powell (der mit den „Three Bosses“, er, Pierre Michelot und Kenny Clarke, in Paris spielte), mit Blakeys Jazz Messengers für den Soundtrack zu Roger Vadims eher misslungenen „Les liaisons dangereuses“ (auf der CD gibt’s ein Stück nur von Barney und Rhythmusgruppe, auf dem Barney Sopransax spielt. Das war 1959 – vielleicht kannte der eine oder andere Steve Lacys frühe Prestige-Aufnahmen, aber das war auf jeden Fall einige Zeit vor Coltrane das Instrument im modernen Jazz bekannt gemacht hat!
Die früheste Aufnahme von Barney entstand 1954 (mit 17!), als er für eine Vogue Session von Roy Haynes beigezogen wurde (mit Jay Cameron, Henri Renaud, Jimmy Gourley und Joe Benjamin – dieser und Hayes waren mit Jimmy Jones in Paris als Begleiter von Sarah Vaughan und haben unter Jones‘ Namen auch eine Trio-Session eingespielt für Vogue).
Mit Bobby Jaspar, Jean-Louis Chautemps (beide ts), Renaud, Benoît Quersin und „Mac Kac“ Reilles hat Barney dann bei der Jay Cameron (bari) EP „International Sax Band“ mitgewirkt (redbeans hat dazu eine kleine Notiz ausgegraben aber ich kann den Link nicht finden…).
1956 entstand eins der ersten Highlights: „Afternoon in Paris“, ein wunderbares Album unter den Namen John Lewis/Sacha Distel, Wilen spielt hier klasse! Begleitet werden die drei je zur Hälfte von Pierre Michelot/Connie Kay und Percy Heath/Kenny Clarke. Es gibt hier auch eine Version von „Dear Old Stockholm“ zu hören – soweit ich das sehe wurde das Lewis/Distel Album am 21.9.1956 veröffentlicht (sagt die Wilen-site), während Miles‘ „Round About Midnight“ erst am 4. März 1957 erschien – hier gibt’s was aus Billboard vom 30.3.1957).
1957 entstand „Tilt“, noch bevor Wilen 20 wurde. Ein tolles Album, auf dem er sich u.a. an Stücke von Monk heranwagt. Begleitet wird er von Maurice Vander (p), Bibi Rovère (b) und Al Levitt (d) bzw. Jackie Cnudde (p), Rovère (b) und Charles Saudrais (d). Der CD-Reissue enthielt einige alternate takes. Ende des Jahres weilte Miles Davis in Paris, es entstanden nicht nur die erwähnten Film-Aufnahmen sodern die Band ging auch für ein Paar Tage auf Tour und das Konzert in Amsterdam wurde mitgeschnitten und auf diversen Bootlegs veröffentlicht (in falscher Geschwindigkeit übrigens, bis heute bei Lonehill… wer die richtige will soll sich melden :-))
1958 nahm Wilen das tolle album „Jazz sur Seine“ auf (Milt Jackson,p; Percy Heath,b; Kenny Clarke,d; sowie Ghana M’Bow,perc), das u.a. Stücke von Django und Charles Trénet enthielt. Auch spielte er mit Sacha Distel (ein paar Stücke sind zu hören auf der herzlichst empfohlenen „Jazz in Paris“ Doppel-CD von Distel).
1959 dann der Durchbruch am Newport Jazz Festival, wo Wilen ein kurzes Set mit Toshiko Akiyoshi, Tommy Bryant und Roy Haynes spielt – auch hier übrigens hatte er sein Sopransax dabei.
Im April dann das nächste Highlight… „Barney“! Mit Kenny Dorham, Duke Jordan, Paul Rovère und Daniel Humair war Wilen in „fast company“, wie man sagt… das Album gehört zu meinen Lieblingsalben! 1997 kam eine Doppel-CD raus, zwei ziemlich gut gefüllte CDs, ein tolles Dokument! Es entstand auch ein weiterer Film-Soundtrack, mit Kenny Dorham, Duke Jordan, Milt Jackson (auch hier am Piano), Paul Rovère und Kenny Clarke, sowie Ghana M’Bow (perc). Den Film von Edouard Molinaro kenne ich nicht.
Auch 1959 entstand eine rare EP mit Andy & The Bey Sisters und Ende des Jahres nahmen Wilen und Powell an einer Blakey Jam Session Teil im Théâtre des Champs-Elysées.
Die Franco Cerri Platte von 1961 kenne ich leider noch nicht, aber mit Flavio Ambrosetti, George Gruntz etc. kann die so übel nicht sein!
Ein Bild von der Session:
Franco Cerri (g) feat. Barney Wilen (ts,ss), Flavio Ambrosetti (as), George Gruntz (p), K.T.Geier (b) or George Joyner (b), Eberard Stengel (ds) or Buster Smith (ds)
Auch 1961 entstand die Aufnahme „What’s New?“ mit Gil Cuppini, einem Italienischen Drummer und einem der ersten Italiener, die Modernen Jazz gespielt haben (siehe: Giorgio Gaslini: L’Integrale – Antologia Cronologica, N. 1 (1948-63) & N. 2 (1964), Soul Note… CD1 enthält u.a. frühe Aufnahmen mit Gaslini und Cuppini). Neben Barney spielt Dusko Goykovic, die Rhythmusgruppe wird von Gruntz und K.T. Geier vervollständigt. Ein weiteres Highlight aus Barneys frühen Jahren!
Und das nächste folgt gleich 1962: „Mental Cruelty“, George Gruntz‘ Soundtrack für den gleichnamigen Film – die CD (in der Unheard Music Reihe von Atavistic, siehe oben) enthält 21 Tracks, zwischen 23 Sekunden und 5 Minuten. Neben Barney hört man Raymond Court (t), Marcel Peeters (as), Gruntz, K.T. Geier und wieder einmal Kenny Clarke.
In diesen Jahren entstanden auch ab und zu weitere Einspielungen mit Bud Powell, aber da fehlt mir komplett der Überblick. Am bekanntesten dürften die beiden längeren Quintett-Titel (mit Clark Terry, Michelot, Clarke) „No Problem“ und „Miguel’s Party“ sein (sie gehen übrigens auf den „Liaisons dangereuses“-Soundtrack zurück), die auf diversen CDs enthalten sind.
Fortsetzung folgt, falls Interesse besteht…
Diskographie:
(Angaben nur zu den jüngsten CD-Ausgaben, siehe die Barney-Site für mehr)
Henri Renaud: The 1954 Sessions (Original Vogue Masters) (enthält die Roy Haynes Session)
Miles Davis – L’ascenseur pour l’echaufaud (Fontana)
Art Blakey – Les liaisons dangereuses (Fontana)
Miles Davis – Amsterdam Concert (Celluloid, Lone Hill Jazz)
Barney Wilen – Tilt (Original Vogue Masters)
Sacha Distel – Jazz Guitarist (Jazz in Paris – Hors série #1)
Barney Wilen – Newport ’59 (Fresh Sound)
Barney Wilen – Barney & More from „Barney“ au Club St-Germain (RCA)
Various: Jazz et Cinéma Vol. 1 (Jazz in Paris) (enthält „Un témoin dans la ville“)
Harold Nicholas/June Richmond/Andy and the Bey Sisters (Jazz in Paris) (enthält die Andy & The Bey Sisters EP)
Art Blakey – Jam Session (Jazz in Paris)
Gil Cuppini – What’s New (Right Tempo RTCL CD)
Giorgio Gaslini – L’integrale Vol. 1/2 (Soul Note)
George Gruntz – Mental Cruelty (Atavistic UMS)
related:
The Piano Collection Vol. 2 (Original Vogue Masters) (enthält die erwähnte Jimmy Jones Trio Session)
besternt:
Miles Davis – L’ascenseur pour l’echafaud ****1/2
Miles Davis – Amsterdam Concert ***1/2
Jay Cameron International Sax Band ***
Roy Haynes Sextet ****
John Lewis/Sacha Distel – Afternoon in Paris ****1/2
Art Blakey – Les Liaisons Dangereuses ***1/2
Barney Wilen – Tilt ****
Barney Wilen – Newport ’59 ****
Barney Wilen – Jazz sur Seine ***** (hatte ich vergessen!)
Barney Wilen – Barney ***** (2CD Set: *****)
Barney Wilen – Un témoin dans la ville ***1/2
Art Blakey – Jam Session ***1/2
Gil Cuppini – What’s New ****1/2
George Gruntz – Mental Cruelty ****
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