Re: Europäischer Jazz

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nail75

Registriert seit: 16.10.2006

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Vega4@nail75: Habe den thread schon gelesen und nichts neues entdeckt. Die Einstellung einger User zum aktuellen Jazz ist mir schon länger bekannt.

Interessanter empfinde ich, dass du die „These“ (diese Meinung, die ich hier vertrete, halte ich persönlich nicht so bedeutend, dass ich sie als „These“ bezeichnen würde…;-) ) für zu „weitgehend“ empfindest. Wie ich schon geschrieben habe, kommt ja noch immer sehr gute Jazzmusik aus den Staaten, aber die interessantesten Neuerungen kommen eher von den anderen Länder…

Ok, ich verstehe. Nun ich meine Folgendes:

Ich habe ja verschiedentlich darauf hingewiesen, dass ich den Austausch zwischen Europa und Amerika für wichtig halte. Der findet natürlich zunächst auf der Ebene der Rezeption statt, dann aber auch auf den Ebenen des musikalischen Austauschs zwischen verschiedenen Künstlern. Jazz war ja schon immer eine vagabundierende Musikform, schon Louis Armstrong und die anderen Musiker der 1920er wanderten in den Norden aus, später gingen andere nach Europa.
(Dabei spielte nicht nur Geld eine Rolle, sondern auch die Tatsache, dass der Rassismus in Europa – jedenfalls auf der Ebene des Jazz-Publikums – weniger aggressiv war als der amerikanische Rassismus, der ja bis in die 1960er auf einer klaren Rassentrennung bestand. In Europa genossen viele schwarze Jazzmusiker hingegen eine Anerkennung und sogar Verehrung, die ihnen in Amerika versagt blieb.)

Daher denke ich weniger in Kategorien von „Führungsposition“ und „Verfall der Weltmacht USA“ und mehr anhand solcher Linie wie: „Worin unterscheidet sich die europäische Art des Jazzes von der amerikanischen? Worin bestehen die Gemeinsamkeiten? Inwiefern beruhen sie auf gegenseitigem Austausch?“ Es ist nicht leicht, die Fragen zu beantworten, aber man kommt der Realität umso näher, je mehr man sich verdeutlicht, dass die Grenzen von denen wir hier ausgehen, immer löchrig und unscharf sind und auch so verstanden wurden.

Inwiefern sich der Jazzoutput amerikanischer Künstler mit dem europäischer messen kann, will ich gar nicht entscheiden. Allerdings scheint es mir so zu sein, dass Jazz in Europa auf eine relativ stete Anhängerschaft bauen kann, während seine Bedeutung in Amerika sehr stark geschwunden ist, insbesondere unter den Afro-Amerikanern.

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Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.