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otisSonic, du widersprichst mir kaum. Irgendwelche Klassifizierungen wie „unterkomplex“ oder „Oberflächlichkeit“ stammen sicher nicht von mir.
Ich weiß, es ist argumentativ unsauber, einzelne Begriffe von Diskutanten zu verwenden und die als Attribut in einen zugespitzten Zusammenhang zu stellen, der nicht der Position des Diskutanten entspricht. Lässt sich bei solchen Postings, die nicht stundenlang verfasst und korrekturgelesen werden, ja leider schwer vermeiden. Meine Beiträge waren jedenfalls keine direkte Erwiderung bzw. Versuch einer 100 % konträren Widerlegung Deiner Thesen, sollten diese auch nicht vereinfachen oder karrikieren.
otis
Aber man kann wohl sagen, wir kommen so oder so nicht weiter. Ich tendiere zu einer Eingrenzung a la Guralnick, (was keinesfalls mit einer Abwertung der Motown-Schiene einhergeht, wie kommst du darauf, Sonic?), damit zu Wexlers Meinung, der den Soul lediglich als Phase in der Musik sah (was aber einen Ausschluss von Dusty noch nicht rechtfertigen würde). Alles andere führt m.E. in sehr offene Gefilde ohne erkennbare Ränder.
Ich finde bei Guralnick jedenfalls tatsächlich problematisch, dass er den allgemeinen Begriff Soul (etwa im Sinne von Wexler verstanden) für sich sehr speziell und letztlich auch wertend und abgrenzend verwendet. Er schreibt ja nicht: „aufgrund von Zeit und Platz kann ich hier leider nicht auf die Geschichte von Marvin Gaye, Curtis Mafield und tausend anderer Künstler und Labels von Texas bis New York eingehen, die genauso unter „Soul“ fallen wie Atlantic, Stax und Muscle Shoals“, sondern er definiert Soul enfach so eng (Südstaaten, rural, roh, authentisch etc.), dass es exklusiv in sein Buch passt. Wobei er in der Einleitung die darin liegenden Widersprüche ja offen legt. Aber sie bleiben etwas willkürlich und letztlich nach meiner Wahrnehmung auch abwertend im Sinne von: ich kann eine umfassende Soul-Geschichte schreiben und muss dabei Motown etc. gar nicht erwähnen, weil das nach meinem Verständnis kein Soul ist.
Gegen die Aufname von Dusty in Deine Kategorie spricht jedenfalls dann nichts, wenn Du sie Elvis nicht verwehrst.;-) Die Grenzziehung gerade da ist mir jedenfalls nicht verständlich, wo Elvis doch ein sehr ähnliches Konzept verfolgt hat zur gleichen Zeit mit einem teilidentischen Personal und einer ähnlich eklektischen schwarzweißbunten Songsammlung – mit dem Bonus, dass bei ihm der Gospel- und R&B-Hintergrund natürlich viel greifbarer ist, was sich nach meiner Wahrnehmung auch in der Interpretation niederschlägt. Da wären wir dann wirklich bei 51 % Soul gegen 49 [% oder so und dann fangen für mich die subkjektiven Beliebigkeiten an („bei Dusty in Memphis sind die Bläser etwas dreckiger als bei ihren Popaufnahmen“), gegen die man schwer argumentieren kann.
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