Re: Wer oder was definiert Soul?

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otis
Moderator

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Sonic, du widersprichst mir kaum. Irgendwelche Klassifizierungen wie „unterkomplex“ oder „Oberflächlichkeit“ stammen sicher nicht von mir.
Wexlers Zitat unterschreibe ich gern.
Immerhin versuchst du ja den europäischen weißen Hintergrund ein wenig anzudeuten. Ich habe mit keiner Silbe afro-amerikanische Musik als ihren Gegenpart gesetzt (wie du selbst andeutest, sind da ja schon genügend weiße Einflüsse drin), sondern sehr bewusst von „schwarzer“ Musik gesprochen.
Da mag es in der schwarzen Musik weltweit gesehen eine ungeheure Vielfalt gegeben haben (wahrscheinlich eine größere als in der europäischen weißen), aber es ist doch nicht von der Hand zu weisen, dass diesen Musiken praktisch durch die Bank eine völlig andere Melodiebehandlung zurgundeliegt als der europäischen, was z.B. deutlich in der abendländischen Volks-/Folkmusik ablesbar ist.
Und R&B ist nun mal ausgesprochen unweiß. Das mit den kurzen Melodiefloskeln ist natürlich keinerlei Wertung (wie kommt man nur darauf?), beschreibt lediglich 90 oder mehr % dessen, was zu hören ist. Oder kennt jemand in der abendländischen melodischen Tradition z.B. mehrfache Wiederholungen auf demselben Ton, feine Phrasierungen von einfachen wiederholten Tonfolgen? Oder kann sich jemand ernsthaft im Frühtau zu Berge als Soulnummer vorstellen. Hey Jude ist ja schon schlimm genug, und Pickett hätte es sicher nicht aufgenommen, wenn der Schluss nicht so dermaßen verführerisch gewesen wäre. Es kam ja sogar noch Sugar Sugar, er wollte unbedingt und auf Teufel komm raus im Markt bleiben.

Dass ich mich zu solch dämlichen Äußerungen („Rassismus“) nicht äußere, ist klar. Aber das, was ich oben über Pop und weißen Markt sagte bzgl. Otis‘ Dock…, stammt inhaltlich von ihm selbst nicht von mir. Mich hat es eher etwas geschockt, als ich diese Äußerung las, ich hatte es bis dahin nicht so gesehen, da ich den Track sehr mochte. Heute kann ich sie gut nachvollziehen.

Aber man kann wohl sagen, wir kommen so oder so nicht weiter. Ich tendiere zu einer Eingrenzung a la Guralnick, (was keinesfalls mit einer Abwertung der Motown-Schiene einhergeht, wie kommst du darauf, Sonic?), damit zu Wexlers Meinung, der den Soul lediglich als Phase in der Musik sah (was aber einen Ausschluss von Dusty noch nicht rechtfertigen würde). Alles andere führt m.E. in sehr offene Gefilde ohne erkennbare Ränder.

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