Re: Wer oder was definiert Soul?

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sonic-juice
Moderator

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bullschuetzKann für Dich ausschließlich nur jemand Soul machen, der aus der schwarzen Community kommt, diverse Diskriminierungserfahrungen gemacht und in der Jugend in der Baptisten-Kirche gesungen hat?

Hier habe ich es noch etwas ausführlicher versucht. Ich will nicht sagen, dass jemand, der nicht schwarz ist, nicht in den 40er-60ern in den USA mit R&B, Blues und ggf. Country aufgewachsen und nicht im Gospel-Chor geschult wurde, keine Musik im Soul-Stil machen kann. Ich meine nur, dass, wenn man sich, etwa für eine Listung, von der Person des Interpreten und dem Begriff „schwarze US-Popmusik ab den 60ern als Fortführung bzw. Fortentwicklung von R&B“ im Sinne eines musikalischen Mainstream-Phänomens in einer bestimmten Periode zu weit entfernt, es völlig beliebig wird und man sich jedenfalls von dem Terminus löst, der in den 60ern eben von den Musikern und Labels etabliert wurde. Wenn etwa auf einer New Yorker Scepter-LP von Chuck Jackson von 1966 auf der Rückseite synonym Soul und R&B verwendet wird, dann ist das nicht weniger richtig, als wenn Soul als Kategorisierung für Aretha Franklin auf einem Promo-Zettel steht. Man sollte vor allem den Stilbegriff nicht mit eigenen Gütekriterien (z.B. Soul: tief, unpoliert und wahr, Pop: oberflächlich, glatt und kommerziell) aufladen, aber auch nicht nur an rein musikalischen Kriterien (z.B. „dreckige Bläser“ oder „schwarze Melodieführung“) festmachen.

Ich darf mal Jerry Wexler zitieren: „Soul“ sei nicht mehr als „eine Rubrik… eine semantische Erfindung. Sie war lediglich eine Phase in der Musik, und sie entwickelte sich bis zu einem gewissen Punkt weiter. Im Grunde war es Rhythm & Blues.“

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