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rupertLieber Minos,
die Produktion ist tatsächlich etwas arg stromlinienförmig geraten, aber die Songs gefallen mir dann doch sehr gut… ich kann nicht hören, dass Tina irgendwo gesanglich schwächelt, aber vielleicht bin ich einfach kein sooo großer Fan und stehe zu sehr auf diese Art Kommerz… für mich war „Wildest dreams“, nachdem ich sie zuvor live gesehen hatte und enttäuscht war, sowas wie `ne „Wiedergutmachung“…
Hallo Rupert,
ich meinte nicht, dass Tinas Stimme auf dem Album kaputt ist, aber sie hört sich meist zumindest anders – in meinen Augen viel schlechter – an als gewohnt. Z. B. auch beim vorab ausgekoppelten „Whatever You Want“. Als ich es damals hörte, war ich entsetzt und auch traurig. Dass sie stimmlich immer noch sehr gut war, beweisen auf dem Album immerhin einige wenige Songs.
Ich habe mir das Album noch mal angehört. Vergleich einfach mal Tinas Stimme der meisten Tracks, vor allem die von Trevor Horn produzierten (Track 2-6, 10, 12), mit „Confidential“ und „Golden Eyes“! Ich höre da klare Unterschiede. Ihre Stimme muss oft gegen eine (teils zunehmende) Synthie-Geräuschkulisse ansingen, manchmal erscheint sie verzerrt. Dazu wirkt ihre Stimme in den Höhen ziemlich dünn. Warum muss sie überhaupt so hoch singen? Ihre Stimme geht mir dabei allenfalls sehr selten unter die Haut, schlimmer: sie nervt zuweilen sogar.
Ganz anders bei dem von den Pet Shop Boys produziert „Confidential“: da klingt sie, wie auch beim folgenden Track, so, wie ich sie kenne und mag: viel kräftiger, teils rauher, wärmer usw. Auf „Golden Eyes“ singt sie sogar brilliant. Ich mag den pompösen Bond-Song nicht besonders, aber ihre Stimme macht ihn hörenswert.
Ob die Produktion zu stromlinienförmig ist, mag ich nicht beurteilen. Ich bin aber skeptisch, ob Horns Produktion überhaupt zu Tina passt (aus subjektiver Sicht), selbst wenn ihre Stimme so wäre wie sonst. Irgendwie beißt sich das nach und ich habe sogar das Empfinden, sie singt manchmal auch uninspiriert. Ich weiß nicht mehr, bei welchem Song es war, aber bei einem habe ich spontan gedacht, dass selbst das ein oder andere der nicht grade hochbegabten aktuellen Popsternchen ihn wesentlich besser rübergebracht hätte (ich nenn mal besser keine Namen ;-)). Noch einigermaßen positiv hängen geblieben ist bei mir „Missing You“. Nur ist ein Tina-Album bei denen Songs wie „Golden Eyes“ und „Missing You“ für mich schon die Highlights sind, einfach nicht nach meinem Geschmack.
Um mich zu beruhigen und sie so nicht in Erinerung zu behalten, habe ich gleich danach ein anderes TT-Album gehört. Dazu musste ich nicht mal zu „Private Dancer“ oder etwas aus der Zeit mit Ike greifen – ich nahm den Nachfolger „24/7“. Auch wenn das Album ein paar Schwächen hat (u.a. die Reihenfolge), war es ein Unterschied wie Tag und Nacht. Hier klingt Tinas Stimme durchgehend viel besser. Da das Album wesentlich abwechslungsreicher ist, kann Tina auch zeigen, dass sie immer noch bei ganz unterschiedlichen Sachen überzeugen kann. Trotz Synthie-Geräuschen und einigen Stimmefekten. Das Album beweist, dass man Tina Turner durchaus gut im (damals) akuellen (Mainstream-)Stil produzieren kann – wenn sie denn schon meint, sich immer aktuellen Trends anpassen zu müssen. Ich finde es viel gelungener als „Wildest Dreams“. Auch bzgl. des Songmaterials; es sind einige Sachen bei, die mir sehr gut gefallen. Aber letzter Punkt ist zugegeben subjektiv.
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