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Möchte auch meine Meinung zum neuen Tarantino abgeben:
Ganz eindeutig ist „Death Proof“ ein typischer Tarantino-Streifen. Ist es aber sein bester? Nicht unbedingt. Speziell den Dialogsequenzen fehlt leider doch etwas der Esprit früherer Filme. Statt Gangstern reden nun überzeichnete moderne Girlies/Frauen über profane Dinge des Lebens wie Männer-Geschichten, Filme und natürlich Fußmassagen. Aber was in Reservoir Dogs noch einen Aha-Effekt hatte, dann in Pulp Fiction durch die dramaturgischen Fetzen und schlichter formaler Genialität auf dem Höhepunkt angelangt war, wurde in Jackie Brown und Kill Bill zur Irritation Vieler im wesentlichen weggelassen. Das Problem an „Death Proof“ ist jetzt aber nicht, dass die Dialogszenen zu lang sind, sondern dass einige davon schlicht nicht unterhaltsam genug sind und aus diesem Grund zu lang erscheinen. „Business as usual“ im Querentino-Universum, könnte man sagen. Vielleicht 2-3 Minuten pro Filmhälfte weniger hätten schon genügt.
Dass ist aber eigentlich auch schon der wirkliche Kritikpunkt meinerseits. Schließlich gibt es auch wieder einige sehr poetische Szenen und Dialoge. Aber vielleicht stechen diese Momente gerade deshalb so heraus (speziell die SMS-Szene), weil sonst so viel Profanes den Film bestimmt. Oder aber: Vielleicht war es gerade Tarantinos Absicht, in diesem Film das Profane auch als solches zu vermitteln. Gerade die SMS-Szene zeigt ja die eigentliche Person hinter der coolen Maske des Dirty-Girl-Talks. Genauso wie Stuntman Mike in Wahrheit ein Weichei ist (das hätte man übrigens noch besser herausstellen können), tragen auch die Girlies eine Maske. Das zeigt sich auch schön in der Szene, in der Mike sein späteres Opfer zum Labdance manipuliert und letztlich psychologisch und intellektuell triumphiert. Selbst die harten Stuntwomen nerven ein wenig mit ihrem übertriebenem Gefluche und Herumdiskutieren, ob man jetzt dieses Kühlerfigur-Spiel durchziehen will oder nicht. Andererseits stellt gerade diese Szene ein Tarantino-typisches Genre-Zitat dar. Was aber auch immer des Meisters Intention war, zumindest bei mir hinterlies die ein oder andere Sequenz ein leicht schales Gefühl. Dennoch werde ich mir den Film bestimmt noch einmal anschauen, denn Regie, Schauspielkunst, Filmmusik, Actionsequenzen und Ästhetik sind wie immer bei Tarantino über alle Zweifel erhaben. Wahrscheinlich würde selbst ein Tom Cruise noch unter der Regie von QT mal eine seine Gage rechtfertigende Leistung abliefern
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Sometimes I lie awake at night, and I ask, 'Where have I gone wrong?' Then a voice says to me, 'This is going to take more than one night.'" - Charlie Brown