Re: Gustav (Eva Jantschitsch)

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patriktroll

Registriert seit: 08.09.2005

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@ Irrlicht:

Dir ist aber schon klar, dass Du hier fast ausschließlich interpretierst? Darin bist Du sehr gut, zugegeben, aber greifbarer wird die Sache dadurch nicht. Durchsetzt wird der ganze Seiltanz über Jantschitschs ach so großer Kunst von Einsprengseln wie „besonders gelungen“ usw. – das ist der Kitt. Wir schreiben uns in einen Rausch. Ja, ok, so hörst Du also „Verlass die Stadt“ von Gustav: Da wird die Situation der Linken kommentiert (hilfe!), alles genau beobachtet und am Ende bleibt ein Großwerk, vor dem wir ehrfürchtig erstaunen. Gut. (Lieder wie „Soldat_in oder Veteran“ (allein der Titel ist mir unsympathisch), das fast nur aus Fragen besteht, werden wohlweislich übergangen.) Wenn das halt auch alles stimmen würde…

Eine andere, viel nüchternere Sicht auf diese Platte kommt von mir: Du schreibst in schmuckvollster Sprache über letztendlich doch ziemlich banalen Elektro-Pop einer talentierten, aber mir unsympathischen Person (Begründung siehe Sterne-Thread). Mit der Schönheit eines Albums wie „Königin“ von den Quarks, die soundmäßig ähnlich arbeiten, kann das nicht im Traum mithalten. Jovanka von Wilsdorf weiß wahrscheinlich auch nichtmal, wer Die Linken sind, würde mich jedenfalls wundern. Gott sei Dank, denn Jantschitschs Texte sind Zeitdokumente und behandeln die sogenannten Probleme ihrer Zeit, Wilsdorfs Texte dagegen sind zwar ernsthaft durchgeknallt, aber von zeitloser Schönheit. Wie ihre Melodien, die – entschuldige den Ausdruck – einfach viel tiefer sind.
Ich habe es an anderer Stelle schon geschrieben, aber ich fühle mich für diese Musik resp. diese Texte 15 Jahre zu alt. Dass Dir das so einleuchtet und gefällt ist doch wunderbar, aber vielleicht hörst Du es mit Mitte 30 auch anders. Ich will Dir bestimmt nicht die Freude an diesem Album rauben, wir müssen aber ja auch nicht immer einer Meinung sein.

So, ich halte jetzt besser mal die Klappe, denn ich will es mir nicht ganz mit Dir verscherzen. Nix für ungut.

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