Re: Heavy Metal

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brosche

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King´s X Gretchen goes to nebraska ´89

King´s X waren natürlich nie wirklich Metal, aber so richtig paßten die Texaner ja nirgendwo hin. Mit 70er beeinflußtem Hardrock, der dazu noch Gospeleinflüsse beinhaltete und beim gesanglich eifrigst die Beatles zitierte, war man überwiegend fehl am Platze. Nebenbei konnte man King´s X auch noch der christlichen Szene zurechnen, was in den Texten zu Zeiten von Gretchen.. niederschlug. Gerade aber die toleranteren Metaller hielten der Band über die Jahre hinweg die Stange. Gegenbeispiele gibt es allerdings auch, so hiefte man die Band ins Vorprogramm der deutschen AC/DC Tour, bei der die Band angeblich sogar mit Klobürsten beschmissen wurde.

Gretchen.. produzierte, wie die anderen der ersten 4 Alben, ein gewisser Sam Taylor, der zu jener Zeit wohl so etwas wie das 4. Bandmitglied hinter den Kulissen war. Nach dem DebutOut of the silent planet wurde man mit Gretchen.. noch mutiger. 2 Hits, die natürlich nie welche waren, überstrahlen dieses Kleinod: Over my head, Stadionrocker mit eindeutigem Gospelappeal (bitte jetzt nicht gleich weglaufen) bei dem man eigentlich gar nicht anders kann als mitzuwippen und mitzusingen. Taut den coolsten Rocker auf. Und Summerland einer Ballade im bekannten klassischen Stil, die aber so wunderschön ist, das man sie sich auf der eigenen Beerdigung wünscht. Bei diesen Songs kommen alle Stärken zum tragen, wie Doug Pinnick´s soulige Stimme, die fabelhaften Beatles-Backingvocals von Jerry Gaskill (d) und Ty Tabor , der nicht nur fantastisch, wie charismatisch mit der Gitarre umgehen kann und jahrelang zu den unterbewertesten Gitarristen der Szene zählte, sondern auch noch ebenso gefühlvoll Leadvocals beizusteuerte. Zusammen mit Jerry Gaskills Schlagzeugspiel, den man live gesehen haben muß um seine wahre Klasse zu erfassen, sind King´s X das was später einen ihrer Songs betitelte, ein Groovemachine.

King´s X haben ja alles was im Black Sabbath Thread der Heavy Fraktion abgesprochen wurde: Soul und Groove! Noch dazu waren sich die Drei damals nicht mal für dämliche Sgt. Pepper Uniformen zu schade, was wohl auch optisch den Beatlesreferenzen Nachdruck verleihen sollte. Gretchen.. möchte man also fast der anti-metallischen Britpop Fraktion ans Herz legen… ansonsten ist die Band Pflicht für jeden Rockfan ohne Beatlesallergie. Zu Schade das die einzelnen Mitglieder in den letzten Jahren ihre kreativen Kräfte auf zu viele Nebenschauplätze auslagerten und die Qualität der Veröffentlichungen zurückging.


Out of the silent planet ´88
Der Grundstein war gelegt und bereits auf ihrem Debut wirkten King´s X sehr ausgereift. Vielleicht einen kleinen Tick näher zum damaligen Hardrock ausgerichtet und mit (wirklich) minimalen Schmalzschmelz. Ein Eindruck, der eventuell auch durch die etwas zu christlich, gutmenschlerischen Lyrics hervorgerufen wird.
***1/2


Faith hope love ´90
Der Nachfolger von Gretchen.. war eigentlich kaum schlechter, es fehlt vielleicht an dem einen ganz großen Höhepunkt auf einem Album das vor guten Songs überquillt und rockiger, verspielter und experimentierfreudiger als der Vorgänger ausfiel. Atmet noch mehr die 70er als alle anderen Alben.
*****


King´s X ´92
Der perfekte Hardgroover The world around me gab die Linie vor, es wurde wieder kompakter gerockt und auch ein bißchen härter. Bei Chariot song, das mit seiner Verspielt- und seiner Sprunghaftigkeit nicht ganz zum Rest des Albums paßt, und dem Ooh song pumpen ungewohnt schwere Riffs, die bereits dogman erahnen ließen und sich perfekt mit Pinnicks kraftvoller Stimme vertragen. Lost in Germany verarbeitete die mißratene AC/DC Tour.
****


Dogman ´94
Die Enttäuschung war zunächst riesig groß. Was war denn mit den Kings passiert? Sam Taylor hatte man verabschiedet und dafür mit Brendan o´Brien einen hippen Produzenten geangelt. Tonnenschwere Riffs dominieren das gesamte Album. Der Aufsprung, auf den fast schon zum erliegen gekommenen, Grungezug, war meine Schlußfolgerung. Da wollte ich nun wirklich nicht mitmachen. Jede Metalla Sendung auf Viva, in der der Clip zu Dogman lief geriet zur Tortur, weil der Song einfach einen umwerfenden Groove hat, so das ich mich zuguterletzt unmöglich dagegen wehren konnte ihn zu mögen, mich in mein Schicksal ergab und mir Dogman kaufte und es nie bereute. Der Exotenputz bröckelte bei Dogman und seinen Tieftoneruptionen merklich ab. Gespickt mit etlichen Ohrwürmern und einem Doug Pinnick, der die ganze Kraft und den ganzen Soul seiner Stimme rausläßt, hätte es ein riesiger Erfolg werden müssen und wurde es natürlich nicht. Von den Alben der Nach-Sam Taylor Zeit ist Dogman eindeutiger Höhepunkt.
****1/2


Ear candy ´96
Das letzte Album für Atlantic. Aus Frust und Enttäuschung über den unzureichenden Support rächte man sich, indem man das gesamte Produktionsbudget verpulverte. Dem Album hört man die hohen Kosten indes kaum an, die sabbath´sche Schwere hatte man weitgehend abgespeckt, aber alles klang viel relaxter und geradlinieger als zu Sam Taylors Zeiten. A box und Mississipi moon waren so schnell im Ohr wie sie nicht mehr rausgingen und machten dem Albumtitel alle Ehre. Leider mit einigen schwächeren Songs zum Ende hin
***1/2


Best of King´s X ´97
Wer glaubt die Best of reicht um über die Band alles zu erfahren ist schief gewickelt. Eigentlich darf man die CD fast als Ärgernis betrachten. Mieses Cover, alte, bereits auf sämtlichen Scheiben verwendete Fotos und eine teils merkwürdige Songauswahl inclusive. Die unveröffentlichten Studiosongs haben ebenfalls nur Restsongcharakter. Braucht also kein Mensch und der King´s X Fan schon gar nicht ja wenn, ja wenn, wenn man nicht noch eine völlig umwerfende, emotional berührende (Pinnick im improvisierten Gospel über seine Jugend und die Beziehung zu seiner Großmutter mit flammenden Appell…) Liveversion Over my head´s zu finden wäre.


Tape head ´98
King´s X beim Indie Metal Blade. Stilistisch knüpfte das Album an Ear candy an, unkomplizierte, spontane Rocker. Endlich setzte die Band auch erstmals seit der AC/DC Tour wieder einen Fuß auf deutschen Boden. Ausgehungerte Fans feierten die Band ausgiebig. Sogar ich bewegte mich bis nach Koblenz. Es war fantastisch. .
***1/2


Welcome home… Mr. Bulbous ´00
Manch ein Fan sehnte die Band nach den entspannten letzten Alben doch ein wenig zur ausgefeilten Gretchen.. Phase zurück. Welcome home.. war weniger spontan konnte diese Sehnsüchte trotzdem nicht befriedigen, stattdessen wirkt das Album merkwürdig sperrig, wie ein King´s X Album ohne eingängige Songs. Eigentlich unvorstellbar und mehrmaliges Hören widerlegte dies wenigstens teilweise.
***


Manic moonlight ´01
Scheinbar hatten King´s X jeglichen Ehrgeiz verloren. Spontanität schön und gut, aber Manic moonlight klingt wie eine 3 Tage Jam, bei der Routiniers wie die Texaner noch 4-5 hörbare Songs auf die Reihe bekommen, die nur die bekannten Versatzstücke der letzten 3-4 Alben enthalten. Zwischendurch pluckern langweilige Drumloops. In den nächsten Wochen erscheint ein neues Album. Hoffentlich haben sie sich wieder ein bißchen mehr Mühe gegeben.
**1/2

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Bleibense Mensch. [/FONT][/I][/COLOR][/FONT]