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Herr Rossi@Bender: Besten Dank, wieder was gelernt. In meiner Welt spricht aber nichts dagegen, sowohl solche experimentellen Sachen als auch Mainstreampop zu hören, zumal letzterer auf seine Art gelegentlich auch „subversiv“ sein kann (vielleicht noch eher als Musik für eingeweihte Kennerkreise, weil er sich ja per definitionem an die größere Hörerschaft wendet).
Man verstehe mich nicht ganz falsch, ich deutete es bereits in einem anderen Thread an, ca. ein Drittel meiner Plattensammlung besteht aus schierem Pop. Natürlich solch einer, der zu anderen Zeiten als „Mainstream“ die Charts „stürmte“. Und da sind wir bei dem Dilemma angelangt, ich persönlich favorisiere genauso deine Sichtweise, daß eine „subversiv“ zu nennende Popnummer die Massen erreicht/erreichen sollte. Dies funktionierte sogar mal ganz gut, ich erinnere mich an solche Geschichten wie „Relax“ von FRANKIE GOES TO HOLLYWOOD, „Smalltown Boy“ von BRONSKI BEAT, „Love Missile F1-11“ von SIGUE SIGUE SPUTNIK, das Video von „Hymn“ von ULTRAVOX, SOFT CELL, etc. Kurz, einige (viele) der Wave-Pop-Hitsingles der Achtziger spielten mit nicht gängigen Gesellschaftsformen und -normen. Und wurden trotzdem Riesenhits, die von den Massen gehört wurden.
Nur kann ich das seit ca. Anfang/Mitte der Neunziger nicht mehr wirklich breitenwirksam feststellen. Es dominieren vielmehr diese unzähligen Tanznummern mit Tanzvideos – und textlichen Inhalten, die vom Sinn her fast nur noch eine Up-to-date-Version gängiger uralter Boy-meets-Girl-Klischees wiederkäuen. Natürlich haben die späten Siebziger und frühen Achtziger Pionierarbeit geleistet, Tabus zu brechen. Aber eine gänzlich auf Äusserlichkeiten ausgelegte Freizügigkeit, die seit geraumer Zeit aktuell zu sein scheint, kann’s dann doch nicht sein. Klar, die Damen in den Videos zeigen extrem viel, was eigentlich bedeckt gehört. Aber wo bleibt die Substanz? Haben sich dafür die ganzen Punk/Wave-Frauen emanzipiert, daß Britney & Co. heute sich als schiere Pin-ups zeigen? Da ist ja wohl was schief gelaufen in den letzten Jahren in der Popgeschichte… Traurig!
Ich möchte jetzt nicht als „früher-war-alles-besser“-Rumheuler verstanden wissen, aber es liegt auf der Hand, daß die Singles-Charts mal eine andere (höhere) Qualität aufweisen konnten. Und komm mir jetzt keiner, von wegen in den Achtzigern gab’s sowas wie Nena, Markus und Bruce & Bongo. Sowas weiß ich selbst. Aber es gab auch Bands wie Killing Joke, The Sisters Of Mercy, Echo & The Bunnymen, Siouxsie & The Banshees oder sogar Front 242 die (auch die deutschen) Charts recht hoch erklommen. Wahrlich keine Weichspüler… Sowas gibt’s einfach nicht mehr…
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I mean, being a robot's great - but we don't have emotions and sometimes that makes me very sad