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Nun, denn. Vor einigen Jahren hat die britische „Mojo“, nun wirklich kein Bravo-Pendant, einige der namhaftesten Songschreiber gebeten, die besten Songs aller Zeiten zu küren. Da kam Britneys erster Hit „Baby One More Time“ unter die Top100. Ich finde das Heft gerade nicht, aber in der Besprechung fiel der Satz: „There’s nothing Mickey Mouse about it at all“ – in Anspielung auf Britneys Vergangenheit in einer Disney-Show. Travis haben den Song vor einigen Jahren regelmäßig live gespielt – „unplugged“. Fran Healey betonte immer, das er das völlig ernst meinte, und es war auch ergreifend schön. Auch unser gestrenger Wolfgang Doebeling befand damals, dass das sehr in Ordnung geht, auch wenn er die Produktion des Spears-Originals etwas zu steril fand. Ich finde das nicht, es ist unglaublich gut produziert.
Darin liegt natürlich ein Knackpunkt: Spears ist abhängig von Songwritern und Produzenten (bei den ersten Hits der Schwede Max Martin). Trifft sie auf die richtigen, wird’s großartig. Meine weiteren Favoriten: „Toxic“ (hör Dir mal das Arrangement genau an!) und „Everytime“ (großartige Interpretation).
Es gibt im Pop Traditionen jenseits der klassischen Rock-Formation, die auch ihre Berechtigung und eigene Ästhetik haben. Britney Spears, die Sugababes und andere stehen in der Nachfolge des Girl Pop der sechziger Jahre – der Ronettes, der Shangri-La’s, und vieler andere. Sie selbst wissen das vermutlich gar nicht, aber die Leute, mit denen sie arbeiten. So verweist der Titel „(Hit Me) Baby One More Time“ auf eine von Phil Spector 1963 produzierte Single „He Hit Me (And It Felt Like A Kiss)“, gesungen von den Crystals (auch eine Girl Group), die wegen des kontroversen Textes wieder vom Markt genommen wurde. Geschrieben hat den Song ein berühmtes Ehepaar – Gerry Goffin & Carole King. Man mutmaßt bei beiden Songs, dass es hier auf mehr oder weniger sublime Weise auch um Masochismus geht. Solche Dinge gibt’s im Mainstream-Pop eigentlich nicht, um so reizvoller für Songschreiber, versteckte Anspielungen einzubauen – siehe z.B. Lee Hazlewood und Nancy Sinatra.
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