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Ich war 14 oder 15 als Bands wie Ideal und Trio Licht in die Welt brachten. Grauenhafte, nichtssagende Musik von Barcley James Harvest, Electric Light Orchestra, Boney M. usw. waberten von morgens bis abends aus dem Radio, den Jukeboxen und Anlagen. Plötzlich „Blaue Augen“, plötzlich „Da da da“, neu und erfrischend, respektlos und radikal. Trios Debütalbum kann ich heute noch über weite Strecken auswendig mitsingen. „Alles, was dich nervt, mach kaputt, kurz und klein.“ Was ironisch, was ernst gemeint war – interessierte mich nicht. Kralle war einer der ersten, die mit einer Frisur auftraten, die irgendwelche Schwachköpfe später „Vokuhila“ nannten und noch größeren Schwachköpfen wie Chris Norman zuschrieben. Nein, nein, nein! Kralle war es! Und kurze Zeit später hatte auch ich eine Kralle-Frisur. Ebenso die Kombination aus alten Anzug-Jackets und engen Jeans. Das war neu und wurde von der entstehenden Popper-Kultur mitleidig belächelt – was natürlich einem Ritterschlag gleich kam! Wer wollte von diesen Popper-Vollpfosten denn ernst genommen werden?
Kralles warmer, voller Gitarrensound ging mir immer direkt unter die Haut. Ein großer Fan von Trio war und ist übrigens Black Francis von den Pixies. In einem Radio-Special erzählte er, wie er zufällig auf die Band stieß und sie dann immer voll aufgedreht im Auto hörte. Relativ wenigen ist bekannt, dass Kralle auf einem Album von Marius Müller-Westernhagen mitwirkte. Eine damals nicht besonders erfolgreiche LP namens „Die Sonne so rot“. Kralles Gitarrensound verlieh diesem Album dennoch den Touch des Unverwechselbaren. Für mich hat sich Westernhagen danach selten besser angehört. Trios Debüt-Album gehört immer noch zu meinen 10 Scheiben die ich mit auf die einsame Insel nehme. Da liege ich dann unter Palmen und „vom Grand-Hotel weht der Nachtwind hin und wieder einige Takte Tanzmusik herüber…“ Kralle, wir vergessen Dich nicht.
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Everyone is a setting sun.