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Hat ein paar Tage gedauert, aber letzten Samstag war die CD endlich im Briefkasten.
Tatsächlich ist dieses Album wohltuend von allen verquasten, bemühten und gefälligen „Rock/Pop meets Klassik“-„Crossover“-Night of the proms-Zwangshochzeiten meilenweit entfernt. Man gewinnt den Eindruck, Klassik hätte nur auf (moderne) elektronische Musik gewartet, um eine derartige Symbiose einzugehen. Hört sich vielleicht spektakulärer an als es in Wirklichkeit ist, denn die Bearbeitungen der klassischen Stücke dieses Albums fallen letztendlich ziemlich unaufgeregt und weitgehend homogen aus. Besonders der erste Teil gefällt mir ausserordentlich gut. Hier dreht sich alles um Maurice Ravels „Bolero“ (kennt jeder…), sowie der „Rapsodie Espagnole“. Falsch machen kann man bei der Bearbeitung des „Bolero“ eigentlich so gut wie nichts. Das repetitive Element, sowie die allmähliche weltberühmte Steigerung dieses Klassikers der Klassik bietet sich perfekt für eine elektronische Variante an. Gute Wahl. Elektronische, ambiente Strenge mit geloopten Originaleinspielungen pointiert kombiniert ergibt eine hypnotische Pracht. Fast noch besser die technoide Bearbeitung der Rapsodie. Gleichberechtigt scheint hier allerdings auch „Trans Europa Express“ von Kraftwerk Pate gestanden zu haben. Etwas seltsam anmutend, aber vollkommen gelungen.
Teil 2 behandelt die „Abstraktion“ von Mussorgskys „Bilder einer Ausstellung“. Mit dieser Interpretation habe ich allerdings ein wenig Probleme. Zum einen harmoniert das streckenweise für mein Empfinden zu dubbige Rhythmusgerüst nicht immer optimal mit den zu effektzentrierten (auch geloopten – aber manchmal wie simple Samples anmutenden) Einspielungen der Originalinstrumente. An manchen Stellen kommen dem Hörer (zumindest mir) Assoziationen in den Sinn wie: The Orb meets Laibach…
Alles in allem aber ein gelungenes Experiment. Für den Ravel-Part zücke ich unverblümt ****1/2. Für die Mussorgsky-Variationen habe ich leider nur *** übrig. Liegt vielleicht auch daran, daß mir Ravel im Original bereits mehr liegt.
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I mean, being a robot's great - but we don't have emotions and sometimes that makes me very sad