Re: Joe’s Elektro-Update

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flatted-fifth
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Es ist mal wieder ein Update fällig. Im Großen und Ganzen bin ich heute mal wieder in den wärmeren Soundgefilden der Elektronik unterwegs, möchte aber zunächst ein hartes Brett auf den Teller legen:

Like Woah! – Oh I Like [Bang Gang, 12“]

Dass der momentane Trend, elektronische Musik rockig daherkommen zu lassen, kein rein europäisches Ding ist, beweist das Duo Like Woah! aus Sydney, Australien mit ihrer Debütsingle „Oh I Like“. Ohne europäische Bezugspunkte scheint es aber nicht zu gehen, sind die klaren Referenzen an Daft Punk doch in jeder Sekunde zu hören. Trotzdem ist „Oh I Like“ ein frischer Track und besonders der Whitenoise-Remix arbeitet den Kern der Musik sehr gut heraus und macht ihn zum Killer für den Club.

Various Productions feat. Cat Power – The World Is Gone [Various Productions, 12“]

DER Dubstep-Killer in diesem Jahr! Sowieso gehört Various Productions zu den bemerkenswertesten Produzenten in diesem Genre. Ach was rede ich, reinhören!

V.A. – Firecracker EP3 [Firecracker Recordings, EP]



OK, mal weg von der reinen Elektronik. Firecracker, ein atemberaubendes Label aus England mit dem einem Fuß in der Vergangenheit und mit dem anderen in der Zukunft, released Zug um Zug sehr feine und deepe Jazz/Soul/House-Sachen. Mein Favorit zurzeit ist die Linkwood Family mit ihrem Track „Peace Of Mind“. Dieser Track ist einfach unglaublich!

Jean-Jacques Perrey & Luke Vibert – Moog Acid [Lo Recordings, LP]

Jean-Jacques Perrey! Der große Visionär und Pionier der elektronischen Musik kann es weiterhin nicht lassen, musikalisch aktiv zu sein – und das mit 78. An seiner Seite der britische Electro- und Houseproduzent Luke Vibert, der den warmen und freundlichen Moog-Sounds Perreys mit modernen Produktionsmitteln in einen aktuellen Kontext setzt. Neben Acid-House-Elementen sind überraschenderweise auch einige HipHop-Beats in den Tracks zu finden, was das Album zu einem recht heterogenen Werk werden lässt. Wer die älteren Sachen von Perrey kennt, der weiß um die sehr zuckrigen und verspielten Sounds, die ihm zu eigen sind. Mir sind sie oft zu süß und zu naiv, daher kommt mir Luke Viberts „Hilfe“ hier ganz recht, den Perrey-Sound in ein für mich eher hörbares Format zu verpacken. Von diesem Doppelpack würde ich mir mehr Releases wünschen!

Cobblestone Jazz – 23 Seconds [K7!, LP]

Ladies and Gentlemen, begrüßen Sie mit mir mein persönliches Album des Jahres. Lange musste man auf das Debütalbum der drei Kanadier von Cobblestone Jazz warten (verkürzt allerdings durch großartige Singles), seit Montag ist es nun offiziell in den Läden. Ok, was Cobblestone Jazz betrifft bin ich nicht ganz unbefangen, kennt man mich doch als großen Sympathisant von Mathew Johnson, der neben seinem Projekt Cobblestone Jazz auch solo sehr kreativ unterwegs ist. Dies nur als Anmerkung. Cobblestone Jazz, das ist ein dem Jazz verpflichteter Minimal-Techno, experimientierfreudig und bereit zur Improvisation. Jazz und Techno, eigentlich nichts Neues (siehe auch mein Garnier/Wesseltoft-Tipp weiter oben), und doch Erschaffen Cobblestone Jazz hier etwas völlig Eigenständiges – als hätte es Carl Craig und Moodyman nie gegeben. Sie lassen nicht einfach Jazz-Samples in die Produktion einfließen, sondern verwandeln die Elektronik selbst zum Jazz, ohne etwas nachahmen zu wollen – man könnte es fast als magisch bezeichnen. Ich bin der Meinung, hier liegt ein großartiger Entwurf einer modernen Musik auf dem Tisch. Ein Must-Have-Album!

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You can't fool the flat man!