Re: Hang the DJ Pt.2

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wolfgang-doebeling
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KICKS ON 45 & 33

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Danke, Amadeus. Hätte jetzt kurz Zeit gehabt, anstehende Fragen zu beantworten. Doch erstens sind es zu viele. Und zweitens scheint es angezeigt, zuerst das leidige Thema „Pop, deutschsprachig“ (hier) zu beenden. Nochmal: es ist nicht mein Thema. War es nur mal ganz am Rande, vor mehr als 40 Jahren, weil ich sehr jung war und entsprechend grün. Interessiert mich inzwischen nicht mehr die Bohne. Gerade weil mein harter Job es mit sich bringt, davon nicht unbehelligt zu bleiben.
So beglückt mich unversehens von der Bühne herunter ein gewisser Bernd Begemann, den irgendein Clown zum Support Act von Paul Weller erkoren hat. Womöglich hat ja der Modfather selbst seine ehedem rühmliche Stilsicherheit eingebüßt, denn bei der übernächsten Tour schlagert an derselben Stelle eine Diane. Gut, ich sitze also bereits. Dritte Reihe, Mitte. Kann ja nicht so lange dauern. Doch dieser Begemann zeigt Ausdauer. Leider. Warum mag ich diese linkischen Selbstbespiegelungsliedchen nicht, warum finde ich es affig wie der Künstler mit der eigenen Unfertigkeit kokettiert, warum verursacht mir die ganze jugendlich-gestelzte Darbietung Übelkeit? Einfach: weil ich keine komplexbeladene, wuschige Pennälerin bin, die Benjamin von Stuckrad-Barre für einen Literaten hält und Bernd Begemann „irgendwie süß“. Für mich, so viel ist doch klar, singt er nicht. Was ihm nicht vorzuwerfen ist. Was es aber doch überflüssig erscheinen läßt, mein Urteil über sein Werk einzuholen.
Ähnliches ließe sich über etliche oben Erwähnte sagen, mit unterschiedlichen Begründungen natürlich. Es geht mithin nicht um „Anrüchigkeit“, guenterdudda, sondern um Abseitigkeit. Für mich, okay? Den ebenfalls von Dir in die Diskussion eingeführten Wenzel, um ein weiteres Beispiel zu bemühen, halte ich für eine Zumutung. Habe ihn vor Jahren erleben müssen, als er, Konsonanten knatternd, selbst eingedeutschte Woody Guthrie-Songs zum Besten gab. Ein Frevel, nicht weniger. Schön aber, daß Dir das zusagt. Schöner noch, wenn solcherlei woanders thematisiert würde. Im übrigen ging es um Singles und Du wirfst nur Namen in die Debatte. Wie gesagt, starte doch einen entsprechenden Thread. Und noch eins: Manuela bietet mehr „Angriffsfläche“ als Du Dir überhaupt vorstellen kannst. Eine tragische Figur. Hat aber bis 1966 ein paar tolle Singles gemacht, weil sie im richtigen Alter mit der richtigen Stimme und dem richtigen Aussehen zur richtigen Zeit mit den richtigen Leuten am richtigen Ort war. Also: Ja, „Rückmeldungen“ sind genehm, sofern sie nicht am Thema vorbeigehen. Und das Thema war nicht „relevante“ oder „originäre“ deutschsprachige Musik, Mikko fragte vielmehr nach unseren Lieblingssingles. Was hätte das mit Erdmöbel zu tun?
Lieber Santander, nun zu Dir. Deine Favoriten in Ehren. Bin sicher, daß Du Dir dabei etwas gedacht hast. Es würde mich auch interessieren, wie jemand mit Musik-Verstand Lindenberg goutieren kann. Durchaus. Ohne Häme. Aber nicht hier, bitte. Auch halte ich die Frage nach „originärer deutscher Populärmusik“ (seit den Zwanzigern) keineswegs für überflüssig. Immerhin ist der entscheidende Grund dafür, daß Schlager immer etwas Peinliches, Miefiges, Gestriges haben, in den Abgründen des 1000jährigen Reiches zu suchen. Damals wurden die Traditionen gekappt oder instrumentalisiert und so für immer unbrauchbar gemacht. Wundere mich, daß es dazu noch keinen Thread im „Philosophicum“ gibt. Nur hier, wie gesagt, möchte ich das nicht auswalzen müssen. Danke.
Demnächst dann die Antworten auf obige, noch offene Fragen von Hat, Zappa, ZUFO, dougsahm, etc.

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