Re: Hang the DJ Pt.2

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wolfgang-doebeling
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KICKS ON 45 & 33

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Fange mal hinten an…

@ Freakwater

Klar, der direkte Vergleich ist letztlich ausschlaggebend. Schon weil jeder anders hört und eigene Präferenzen hat. Serien- und Matrixnummern sind freilich dokumentiert, nicht für alle Labels/Künstler, aber für die Stones schon. Die von Dir erwähnte Faustregel bzgl. der Vorteile von „domestic releases“ gilt ja trotzdem (Ausnahmen inclusive). Denn: wer hat schon Zeit/Muse/Geld, sich von jeder Platte unterschiedliche Pressungen zuzulegen, um selbige einem Hörtest zu unterziehen? Eben.

@ otis

Frady war ein guter Sänger, besagte LP hat auch ihre Momente (seine Version von „Silver Moon“ ist respektabel – dafür hat sein Mäzen Nesmith natürlich gesorgt), andere Tracks fallen ab (z.B. „Teach Your Children“, „I Can See Clearly Now“). Insgesamt * * *, würde ich meinen. Habe sie aber lange nicht mehr gehört. Countryside hat übrigens Pleite gemacht, kurz nachdem „Pure Country“ rauskam. Einen ursächlichen Zusammenhang gibt es indes nicht.

@ Santander

Meine Fave 45s:
1. Lions In My Own Garden * * * *
2. When Love Breaks Down * * * *
3. Couldn’t Bear To Be Special * * * *
4. The Devil Has All The Best Tunes * * * *
5. Don’t Sing * * * 1/2
Dann „Johnny Johnny“, „Appetite“…
Das mit dem Fave Track ist schwierig. „Horsin‘ Around“ ist klasse, etliche andere auch. Am allerliebsten höre ich aber nach wie vor „Faron Young“.

@ Cochise

Es gibt diverse lesenswerte Bücher über die Musikstadt Austin. Das m.E. beste ist von Barry Shank und heißt „Dissonant Identities: The Rock’n’Roll Scene In Austin, Texas“. Shanks Sprache ist akademisch informiert und sehr präzise, was sicherlich eher stört, wenn man sich selbst mit einem eher hedonistischen Zugang zu Musik bescheidet. Seine Analysen sind aber hochinteressant, insbesondere hinsichtlich der ethnographischen Entwicklung. Übrigens ist das „Rock’n’Roll“ im Titel nicht wörtlich/stilistisch zu verstehen, sondern als pars pro toto für populäre Musik. Country nimmt einen breiten Raum ein, Blues und Jazz leider nicht.
Wenn Dein Interesse überhaupt mehr in Richtung Country gehen sollte, empfehle ich „The Improbable Rise Of Redneck Rock“ von Jan Reid, ein Standardwerk zum Thema Texas/Outlaw Country. Deine Frage zur Musikstadt Austin verdiente eine ausführliche Antwort, aber vielleicht konsultierst Du ja mal ältere RS-Ausgaben, wo ich mich verschiedentlich dazu ausgelassen habe. In Stichworten: Texas‘ internationalste Stadt, Regierungssitz, Riesen-Universität (UT), ethnologische Konvergenz (Iren, Mexikaner, Deutsche, Holländer, Engländer, Polen, etc.), kultureller Liberalismus. Daraus resultierend eine Vielzahl von Live-Venues (mehr als 200), die sich zudem mehrheitlich in einem Viertel konzentrieren, mithin leicht erreichbar sind. Allein die 6th Street wuchert mit rund 60 Clubs. Hinzu kommen etliche gute Plattenläden, Labels, eine lebendige Radiolandschaft, kurzum: eine über Jahrzehnte gewachsene Infrastruktur, die ihresgleichen sucht. Die dortige Musikszene ist nicht mehr so aufregend wie vor 30, 35 Jahren, aber noch immer äußerst lebendig. Ich habe noch keinen getroffen, der davon nicht begeistert war. Wobei die Eigenwerbung als „Live Music Capital Of The World“, ein Überbleibsel aus den Siebzigern, inzwischen etwas übertrieben ist. Touristisches Sloganeering halt.

@ aco-braco

Obschon ich Nic Jones als Sideman an Gitarre/Fiddle sehr schätze („Silly Sisters“!), ließ mich sein Solo-Werk eher kalt. Zu virtuos-verklemmt, zu vordergründig auf „Innovation“ bedacht (wobei ich es nicht für eine erwähnenswerte Neuerung erachte, im Folk-Feld Chuck-Berry-Riffs unterzupflügen). Seine beiden ersten LPs von 1970/71 waren dennoch sehr solide, seine Spätsiebziger-Platten, obwohl mit Preisen behängt, empfand ich als zu kalkuliert, zu beflissen.

@ PN-Ecke
1. DDR-Rock: Kann mich dazu nicht kompetent äußern, kenne nur wenig (Silly, Karat, Puhdys, Renft, Pankow etc.), das aber ist durchweg gruselig. Mußten ja auch parieren und unbedingt deutsch singen, von Staats wegen. Nicht meine Welt.
2. Musik im TV: nein, danke. Selbst der Beat-Club war ja eine eher biedere Veranstaltung, die Nachfolge-Sendung Musikladen halbseiden/schmierig. Völlig idiotisch/infantil dann die späteren Versuche wie „disco“ (igitt!) oder das dämliche Clips-Einerlei „Formel 1“. Und natürlich wurde es noch schlimmer: was da via RTL, ZDF oder Pro7 von pomadigen Schwachköpfen wie Gottschalk oder von Remmidemmi-Deppen wie Raab als „Musik“ feilgeboten wird, ist grenzdebil. Live-Musik will ich im TV auch nicht sehen, einmal weil es die Musik marginalisiert, zum anderen, weil es hierzulande dermaßen spießerhaft verkauft wird („hier ist noch alles handgemacht“ – brrr), daß mir die Lust daran bereits vor 20 Jahren restlos vergangen ist. Oder habe ich etwas verpaßt? Cheers.

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