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Vielen Danke für deine umfassende Würdigung von „Dirty Work“ and beyond. Deine Beurteilung der momentanen Morrissey Pre-Show Clips ist zutreffend. Ich war in Frankfurt zu gleichen Teilen fasziniert u. angewidert von so viel Outsidertum. Der Meister schafft es tatsächlich, dass sich seine Anhänger mit musikalischen Randerscheinungen wie Vince Taylor oder Sacha Distel beschäftigen u. (bestenfalls) krampfhaft versuchen die Mucke der Schwulen Ikonen Jobriath und Nomi gut zu finden. Morrissey selbst offenbart mit seiner Sucht nach perfekter, maskuliner Äußerlichkeit (s. Tollenträger wie Taylor, Dean u. auch Distel), gepaart mit dem Hang zu den o.g. offen homosexuellen Barden und transsexuellen Künstlern (Candy Darling), welche zeitlebens um Anerkennung in der Gesellschaft kämpfen mussten, seine eigene, immer noch ängstlich versteckt gehaltene, wahre Persönlichkeit. „I keep mine hidden“ sozusagen.
Steve Lillywhyte, dessen Arbeit auf Dirty Work wirklich keine Offenbarung ist, gilt als Macher des gemeinhin besten Morrissey Albums „Vauxhall & I“. Das durchgängig mit nostalgisch anachronistischen Pop Zitaten gefüllte u. mit zahlreichen Filmzitaten der Fünfziger versehen Werk, erlangt jedoch eine andere Würdigung wenn man sich die jüngst auf Morrissey-solo gehobenen Rohfassungen von 4-5 Tracks genauer anhört. Die famose „Interlude-Fassung“ ohne Siouxsie schreit nach einer offiziellen Veröffentlichung und Songs wie „Why don’t you find out for yourself“ entfalten ohne Lillywhytes Studioschmiere einen tougheren und originäreren Charme, wie ihn Morrissey seinen Idolen zufolge eigentlich präferieren müßte. Man hat dieses „Unproduzierte“ dann jedoch bekanntlich ein Jahr später mit „Southpaw Grammar“ trefflich umgesetzt.
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"And everything I know is what I need to know and everything I do's been done before."