Re: Hang the DJ Pt.2

#5456043  | PERMALINK

wolfgang-doebeling
Moderator
KICKS ON 45 & 33

Registriert seit: 08.07.2002

Beiträge: 7,351

@ Copper

Bin etwas verwundert darüber, daß sich Deine Evaluation der Legend-Platten im nachvollziehbaren Rahmen bewegt. Erinnere mich dunkel an die Liste Deiner Fave Bands: thronten da Legend nicht ganz oben, noch vor den Stones? Mit ganzen drei LPs zwischen * * * und * * * * 1/2 und ein paar Singles zwischen * * * 1/2 und * * * * ? Woher kommt denn Dein Faible für diese Band, hast Du sie womöglich live erlebt? Falls ja, berichte bitte.

@ Olifant

Nein, es gibt leider noch immer kein Buch über Townes. Eine traurige Geschichte, ähnlich wie im Platten-Bereich (dutzende fantastische Aufnahmen, deren Veröffentlichung aufgrund legalistischer Manöver verfehdeter, sich gegenseitig behindernder Kontrahenten vielleicht nie auf Platte zu haben sein werden). Auf der Buchseite: ich weiß von vier Büchern, die in der Mache sind. Seit etlichen Jahren bereits. Zwei davon halb, zwei fast fertig. Leider sieht es so aus, als würde sich der lähmende Rechtestreit zwischen alten Weggefährten und Townes‘ ex-Frau auch hier negativ auswirken. Hinzu kommen die üblichen Faktoren wie Zeitmangel der Autoren, Geldmangel potentieller Verleger, etc. Wie gesagt, ein Trauerspiel.

@ Mozza

Ach, verärgert hat mich Deine Signatur nicht. Allenfalls insofern, als sie den Abstand von Anspruch und Wirklichkeit manifestierte in Bezug auf Dein Musikverständnis. Wie Du weiter oben nachlesen kannst, fand ich Deine abstruse These sogar recht passend für jemand, der gern Chris De Burgh und „Ob-La-Di, Ob-La-Da“ hört. Da relativiert sich doch gleich so manches.

@ Alf aka waits aka desire aka dylankannix aka…

Na siehst Du, geht doch. Einigermaßen. Nicht gerade kommunikativ was Du da zusammenzitierst, aber im Kern mit einem Gedanken ausgestattet, der immerhin vage Bezug nimmt auf den vorliegenden Diskurs. Gratuliere! Inhaltlich: die von Dir konstatierte strikte Trennung von „Wertungstypen“ gibt es m.E. nirgends. Und wäre, so es sie denn gäbe, tatsächlich deplorabel. Vielmehr ist es doch so, daß der Kritiker, Liebhaber und Ästhet (sowie der Kunstgeschichtler, der Soziologe, der Literat, der Sozialökonom, der aufgeklärte Weltbürger, etc.) sich in der einen Person verbinden müssen, die Kunst „bewertet“. Und das nicht nur in Spuren. Ein Beispiel: zur Erfassung von amerikanischer Musik reicht es eben nicht, Fernstudien zu betreiben. Ist doch schon mehr als lächerlich, wenn sich jemand über eine Phänomenologie ausläßt, die er bloß aus dem Fernseher kennt. Das Wesen der Dinge kann er so nur nachempfinden. Da (u.a.) liegt des Kaisers Bart begraben.

@ Candy

Napo hat die wesentlichen Quellen genannt. Der Löwenanteil der Compilation kommt von „Georgia Stomps, Atlanta Struts etc.“, den Abschluß bilden die vier Takes von „Hard Time Empty Bottle Blues“, alles von Revenant bereits veröffentlicht. Du gehörst ja ohnehin nicht zur Zielgruppe der Box: „A Young Person’s Guide To…“.

@ Clau

Die Rolle der LP läßt sich nicht stilübergreifend verallgemeinern. Im Jazz etwa war die LP bereits ab Anfang der 50er Jahre das bestimmende Format (s. die Veröffentlichungspolitik jener Tracks, die dann Miles‘ „Birth Of The Cool“ konstituierten). Im Blues dauerte es länger. Erst ab Ende der Fifties stellten die einschlägigen Labels langsam um, von einem Primat der Blues-LP kann erst ab Anfang der Sixties gesprochen werden. Andere Stilrichtungen (Rockabilly, Doowop, Surf, Beat, Soul, Ska, Punk, etc.) kannten ein solches Primat überhaupt nie, dort spielten Singles immer die erste Geige. Im Pop freilich, da hast Du Recht, entwickelte sich das Album zum beherrschenden Format ab ca. 1966, eine Entwicklung, die dann mit Beginn der 70er Jahre abgeschlossen war. Aus zwei Gründen hauptsächlich: erstens stellte die Rockwerdung des Pop neue Anforderungen (Länge der Tracks, konzeptuelles Denken, etc.), zweitens der Mammon (es ließ sich mit LPs sehr viel mehr verdienen).
Entschuldige die Präliminarien, zu Deiner konkreten Frage: nein, bestimmt keine Zufallsprodukte. Das waren ja die „Zusammengeschusterten“. Die großen Alben der Rock’n’Roll-Ära hatten eines gemeinsam: eine sehr eigene, unverwechselbare Geschichte, eine Idee, eine besondere Anstrengung, eine Konzentration, etwas aus dem üblichen Rahmen Fallendes, von der Planung bis zur Fertigung. Nimm‘ „Elvis Is Back!“ (Army, weg vom Fenster?, Comeback-Effort mit Paukenschlag) oder „Me And My Shadows“ (Gruppen-Konzept, egalitär, keine Streicher, keine Hit-Singles, in einer Session gebannt) oder „Dusty In Memphis“ (Pilgerreise, Studio-Sound, Krise mit Tränen, fast daran verzweifelt, aber der Idee, also eines Albums wegen durchgepeitscht, wo es bis dahin „nur“ um Singles ging). Kurzum, die großen Alben der prä-LP-Ära (oder im Soul etc.) waren groß, weil sie prioritär behandelt wurden, vom Künstler, vom Produzenten, vom Label. Aus den unterschiedlichsten Gründen.

Nachträge aus der PN-Ecke…
1. Nein, ich weiß nicht welche RS-Schreiber „Stadium Arcadium“ in die RS-Top25 gehievt haben. Ich habe lediglich meine Top10 übermittelt, die Redaktion in München hat ausgezählt. Die gewünschte Auskunft gibt es also nur dort.
2. Nein, zum wiederholten Mal: die Diskussion um „Spex“ ist mir schnuppe, habe das Blatt kaum je wahrgenommen.
3. Nein, werde das Falco-Special im RS nicht kommentieren. Habe ja noch nicht einmal das Heft.
4. Nein, ich weiß nicht wo es die in der „Vinyl“-Kolumne rezensierten bzw. erwähnten Platten am günstigsten gibt. Die Preise dürften wohl nicht groß differieren. Vielleicht könnte man im Vinyl-Forum einen Thread dazu eröffnen: „Preisunterschiede bei Reissues“. Oder so.
5. Nein, die in der „Singles“-Kolumne vorgestellten 45s sind nicht automatisch die jeweils besten oder wichtigsten des Monats. Ein Augenmerk liegt stets auch auf neuen Bands/Namen, beachtenswerten Rückseiten oder bemerkenswerten Labels.

--