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Vor 4 Jahren verließ mich meine heißgeliebte Minolta 9000 AF mit dem für diese Kamera leider typischen, dem Todesurteil gleichkommenden Verschlussdefekt. Ich hab lange überlegt, ob ich zu digitaler Photographie wechsle, dann habe ich mich völlig von diesem Hobby verabschiedet. Beruflich photographierte ich schon länger digital, aber nicht nur deshalb hatte ich dabei stets das Gefühl einer nur noch rein zweckmäßigen Handlung. Und irgendwie wirkte auch der Schock der defekten Minolta nachhaltig. Nein, meine Zeit des Photographierens war abgelaufen.
Meine Frau kannte meine Photos, einige davon hängen immer noch bei Freunden und auch bei uns gerahmt an den Wänden, und hatte immer mal wieder gefragt, ob ich nicht damit weiter machen möchte. Auf einer Familienfeier hielt ich verstohlen eine Eos in der Hand, knipste ein paar Mal, drehte sie von allen Seiten und gab sie kopfschüttelnd zurück. Klasse Kamera, zweifellos, aber dieses Bauchgefühl von früher blieb aus. Kalte Technik, die jeder problemlos beherrscht. Höher, schneller, weiter. Guck mal, meine Alpha kann noch mehr.
Letzte Woche schenkte meine Frau mir eine Minolta 9000 AF – natürlich gebraucht- und dazu zwei Rollen XP2. Ich bin glücklich. Das Display ist ausgelaufen, die Gummierung ausgeblichen, der Autofokus lahm wie eh und je. Doch allein der laute Spiegelschlag, das Einlegen des Films, das manuelle Weitertransportieren anstelle des hektischen Blick aufs Farbdisplay nach jedem Schuss, die wohlüberlegte Motivsuche statt des wahllosen Drauflosknipsens. Diese Kamera hat mir ein Stück Ruhe zurückgegeben. So wie der 72er Käfer in der Garage. Zu Weihnachten gibt’s einen Schallplattenspieler. Ganz sicher!
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Ich brachte meine Vergangenheit im Handgepäck mit. Ihre lagerte irgendwo im Container-Terminal. Als sie ging, benötigte ich einen Seemannssack.