Re: Mikkos Album des Monats

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mikko
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The White Stripes – Icky Thump (DoLP/CD, XL Recordings, www.whitestripes.com)

Besetzung:

Meg White – drums, vocals

Jack White – vocals, guitar

Gäste:

Regulo Aldama – trumpet

Jim Drury – bagpipes

Trackliste:

01. Icky Thump
02. You Don’t Know What Love Is (You Just Do as You’re Told)
03. 300 M.P.H. Torrential Outpour Blues
04. Conquest
05. Bone Broke
06. Prickly Thorn, But Sweetly Worn
07. St. Andrew (This Battle Is In The Air)
08. Little Cream Soda
09. Rag And Bone
10. I’m Slowly Turning Into You
11. A Martyr For My Love For You
12. Catch Hell Blues
13. Effect And Cause

Was soll ich sagen? Schon lange nicht mehr habe ich eine Platte mit so viel Vorfreude und Erwartungen ausgepackt und dann die Nadel feierlich in die Einlaufrille abgesenkt. Meine Erwartungen wurden nicht im Geringsten enttäuscht. Meg und vor allem Jack White haben sich noch einmal selbst übertroffen. Jeder einzelne der 13 Tracks auf dieser Doppel LP klingt grandios. Die Dramaturgie und die Dynamik des Ganzen ist großartig. Was Jack mit seinen Gitarren und Effektgeräten veranstaltet, das macht ihm keiner so leicht nach. Und es ist immer der Situation und dem Song dienlich, verkommt niemals zum Selbstzweck. Man muss diese Platte übrigens laut hören und nicht über Kopfhörer. Nur so kann sie ihre volle Präsenz entfalten und einen vollkommen gefangen nehmen. Nur so spürt man die Gänsehaut, die Gitarrenriffs und Breaks immer wieder verursachen. Ob bei „You Don’t Know What Love is“ oder bei „I’m Slowly Turning Into You” oder bei irgendeinem anderen der phänomenalen Tracks. Das Original von „Conquest“ von Patti Page kenne ich leider nicht. Aber diese Version hier beeindruckt mit einem eigentümlich stampfenden Tango Rhythmus und bizarren Trompeten Parts, die ein eher zufällig aufgelesener Mexikaner spielt. Keine Band, ob zu dritt oder mehr, rockt so kompromisslos wie dieses Duo hier bei „Bone Broke“ etwa. Megs reduziertes Schlagzeugspiel klingt um so kraftvoller. Die Bagpipes bei „Prickly Thorn“ und „St. Andrew“ verleihen dem Ganzen natürlich einen archaisch folkloristischen Klang. Und übrigens kaum ein anderer jüngerer Musiker heutzutage hat den Blues dermaßen verinnerlicht und sich zu eigen gemacht wie Jack White. Ich halte ihn für den innovativsten und technisch versiertesten Rock Gitarristen der Generation unter 35. Natürlich kennen wir viele seiner Sounds und Tricks aus anderen Zusammenhängen. Ob Jimi Hendrix, Jimmy Page, George Thorogood oder Lee Clayton, sie alle hat er mehr oder weniger intensiv studiert und absorbiert. Und doch ist das was er hier spielt unverwechselbar sein eigener Stil, seine eigene Kompositionstechnik. Die Liner Notes des Albums nennen zwar nirgends eine Orgel, aber es ist schwer vorstellbar, dass die Hammond ähnlichen Riffs bei „A Martyr For My Love For You“ nur von Gitarren erzeugt werden. Auch beim „Catch Hell Blues“ erweist sich Jack als einfallsreicher Gitarrenvirtuose wie kein zweiter. Phantastisch, eindringlich, und niemals ein Lick, eine Phrasierung zu viel. Das wunderbar reduzierte „Effect And Cause“ scheint das zum Schluss dieses hervorragenden Albums noch einmal bestätigen zu wollen. „Icky Thump“ ist die erste Langspielplatte in diesem Jahr, der ich vorbehaltlos die Höchstwertung gebe. *****

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