Re: New Faves on 45

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hat-and-beard
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JOAN AS POLICE WOMAN – Eternal Flame/Broken Eyes (Reveal Records, 2006)

Wunderbar leichtgängiger, luftig aber komplex arrangierter blue eyed soul, sowohl Sade’sche kühle Tiefe wie auch die Verstörung von etwa Sinead O’Connors „Nothing Compares 2 You“ evozierend, dabei nach wenigen Hördurchläufen direkt berührend. Das klingt womöglich widersprüchlich, ergibt aber musikalisch sehr viel Sinn. Zarte, mehrstimmige back vocals, sachte Feedbacks und ein Text voller Andeutungen, Verzicht und unterschwelliger Trauer.
Just in case you never knew
I can’t be the lighter
Of your eternal flame

Großartig.
Die B-Seite schlicht, kurz und gut.
* * * *

BLOOD MERIDIAN – Kick Up The Dust/Shit World (Sheridan Square Entertainment/V2, 2006)

Die Selbstbeschreibung der kanadischen Band, die ich durch eine der letzten „Roots“-Sendungen entdeckte:
„Country and blues music by way of people who learned to play guitar from listening to Ramones records.“
„Dust“ ist ein großartiger Song, eine fast todesverachtende Hymne an Freundschaft und ans Leben im Bewusstsein seiner Kürze und ohne recht um seinen Sinnn zu wissen.
We’re just God’s little dirt
Let’s show Him how little we care

Die Komposition erinnert an die Songs Robbie Robertsons und Richard Thompsons, die Band spielt sie mit der Gravität, Dichte und Leidenschaft von Green On Red zu deren besten Tagen. Dichte Gitarren, Orgel, wuchtige Drums, alles sehr heavy.
Die B-Seite ist flotter, hat einen verschleppten Wüsten-Twang und ist ebenfalls sehr gut.
Die Band hat bisher drei Alben veröffentlicht, das aktuellste auf V2, auch auf Vinyl. Bin gespannt, ob es die Qualitäten dieser Single hat.
* * * *

THE TACTICIANS – Girls Grow Up Faster Than Boys/Get A Move On (Dancing Giraffe Records, 2006)

Die neueste dieser drei Singles (Release Date war vor zwei Wochen) ist die zweite einer tollen neuen UK-Band, die ihre Platten teilweise zu zweit in Küchen und Schlafzimmern aufnimmt. Keine Angst, man hört es kaum. Beide Seiten sind bester Brit-Pop. Die A-Seite eine lakonische story of heartbreak mit cleveren Wendungen in Lyrics und Harmonik. Langsam wächst sie sich zu einem kleinen Hit aus.
Charles Bukowski, Hemingway, either way
You ain’t got no choice,
Girls grow up faster than boys

Die Flip musikalisch ebenfalls sehr schön, schwungvoll und frisch, fordert toll gesungen dazu auf, endlich den Arsch hochzukriegen.
Let’s get a move on, no more slacking
We need good times, let’s leave this neighbourhood behind

Beide Seiten hervorragend, die Single wächst am Teller fest. Diese Entdeckung ist übrigens ebenfalls „Roots“ zu verdanken. London’s alright.
* * * *

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God told me to do it.