Re: Bustin out! Die 100 besten Funk-Tracks

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cleetus

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Da weniger Leute als gedacht etwas mit dem Thema anfangen können, werd ich mal versuchen euer Wissen ein wenig zu erweitern und zu den einzelnen Songs oder deren Interpreten schreiben, was ich darüber weiß. Viel Spass

The Hues Corporation: Jeder kennt „Rock the boat“ aus diversen After-midnight-Präsentationen auf den einschlägigen Sendern, die von einem blonden Engländer charmant vorgestellt werden. Ich bin nicht dadurch zu der Band gekommen, sondern über den Film „Blacula – Deadlier than Dracula“ in welchem das Trio in einem Club auftritt, der locker die Blaupause für amerikanische Soulspots der Mitt-70er sein könnte. Blacula tritt hier inkognito als afrikanischer Adliger (Häuptling der Ebonis, gesprochen Ay-bow-nee) auf und trifft seinen Kontrahenten, den schwarzen Arzt, welcher sich dadurch auszeichnet, dass er ständig sagt: “I smell danger, brother!“. Am Anfang und am Ende der Unterhaltung tritt jetzt jeweilig die Hues Corporation in Aktion und …explodieren förmlich. Ich war so angesteckt von der Energie, die auf einmal von diesem D-Movie ausging, dass ich fast mitgetanzt hätte. Hier liegt der Hund begraben. The Hues Corporation glänzen auf diesem Soundtrack (Gene Page 1972) wirklich sondergleichen, die restliche Discographie verfällt in Mittelmaß. Die Band hat sich ´77 getrennt, ein Mitglied stirbt 2002 den Rockstar-Tod, die Band reformiert sich wieder und tritt mittlerweile bei dem amerikanischen Ableger von Musikantenstadl der goldenen Krone der echten Volksmusik auf. Schade.
(Blacula gewann übrigens den Saturn-Award als bester Horrorfilm, begründete damit das BlaxploitationHorrorGenre und zog so lustige Filme wie Blackenstein, Dr. Black and Mr. Hyde und Black Werewolf nach sich. Fehlt noch „Das Phantom des Apollo-Theatre“)

Johnny Pate war zu Anfang seiner Karriere der quasi-Haus Bassist bei Blue Note und hat mit dem Duke, Count Basie, Sarah Vaughn, Wes Montgomery, Kenny Burrell oder Stan Getz gespielt. Uber Curtis Mayfield kam er dann Mitte der Sechziger zum Funk. Ab hier war Pate eigentlich ausschließlich als Arrangeur oder Komponist tätig. „Brother on the run“ ist die Main Theme vom gleichnamigen Soundtrack. Auch von ihm sind „Shaft in Africa“ und „Bucktown“.

Rudy Ray Moore ist für mich der geistige Vater von Dave Chapelle. Erst als Standup zusammen mit Pigmeat Markham unterwegs, kreirte er später die Figur des Dolemite, der Inbegriff des Pimps schlechthin. Dolemite hat den Pimp-Slap erfunden und wird von seinen Bodyguards (his all-girl army of kung-fu killers) überall hin begleitet. Nach diesem Film war RRM so was wie der Godfather der Blaxploitation-Kultur, was er mit seinen beiden Alben „Eat out more often“ und „This pussy belongs to me“ noch manifestiert hat. Man könnte fast meinen, das manche Rapper sich ihr Gehabe bei ihm abgeguckt haben. Wer die Chance hat, sollte sich unbedingt „Dolemite“, „Petey Wheatstraw“ oder „Human Tornado“ anschauen.
„I’m so bad I kick my own ass twice a day“ bzw. „Dolemite is my name- and fuckin up motha fuckas is my game.“ Und nach jedem One-Liner sagt irgendjemand “Right on, right on!” oder “Word” (sowie der Niederöstereicher „Welt“ sagt). Fantastisch!

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Don't be fooled by the rocks that I got - I'm still, I'm still Jenny from the block