Re: Ryan Adams & the Cardinals Europe Tour 2006

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frankie-lee

Registriert seit: 27.04.2006

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16.10. München, Muffathalle

“Welcome to the Rock n’ Roll Show”
Am Montag in München hat einfach alles gestimmt! Die sehr angenehme Anfahrt mit Mrs.Garthi, das nette Treffen mit Copperhead, eine sehr schöne und doch relativ volle Location, ein tolles Publikum. Sogar die Musik vor Beginn der Show hat gepasst (Dylan, Springsteen’s Seeger Session Songs…), na ja, ausgenommen Madonna vielleicht!
Opening Act Neal Casal, begleitet von einem hochkonzentrierten Ryan Adams am Schlagzeug, spielte seine Songs ausnahmsweise auf der E-Gitarre. Stellenweise erinnerte mich das Ganze ein wenig an die White Stripes. Über Taj Mahal’s “Corinna” hab ich gefreut.
Und dann Ryan Adams & The Cardinals! Alles begnadete Musiker. Dass sie das Gefühl vermitteln, sie würden hauptsächlich für sich selbst spielen, was hier ja zum Teil schon kritisiert wurde, ist, meiner Meinung nach, das größte Kompliment was man ihnen machen kann.
Highlights waren für mich “Firecracker” in einer sehr langsamen Version (warum hat der gute Ryan eigentlich keinen vernünftigen Notenständer um seine Textblätter abzulegen?), ein ziemlich langes , sehr intensives “Magnolia Mountain” und “Nightbirds” (mit Ryan am Piano). Die schnelleren Stücke wie “To Be Young…”, “Shakedown on 9th Street” und vor allem das Ende mit “Judy Garland” und “I See Monsters” haben mir auch sehr gut gefallen, dieses Wechselspiel innerhalb der Songs von doch eher ruhigen Momenten zu sehr lauten, harten hat mich absolut beeindruckt. Am meisten habe ich mich allerdings über “Stella Blue” gefreut, ich habe so gehofft, dass sie das spielen würden!
Ich kenne keinen anderen Künstler wie Ryan Adams, der so authentisch wirkt, nichts wirkte irgendwie aufgesetzt. Mir fehlen zwar große Vergleichsmöglichkeiten, dennoch würde ich behaupten, dass Ryan für seine Verhältnisse in München wirklich gut gelaunt war. Diesen “Rollentausch” mit Neal Casal fand ich witzig.
Gut finde ich auch die aktuelle Bühnenbeleuchtung. Das keine Extraspots auf die einzelnen Musiker gerichtet werden, hat irgendwie was von Wohnzimmer-Atmosphäre.
Insgesamt ein absolut befriedigendes Konzert, vielleicht das beste, auf jeden Fall aber intensivste, das ich je besucht habe und ein schöner Tag in Bayern.
Vielen Dank an Mrs.Garthi. Grüße an Copperhead, Krauthaus, John The Revelator, WA und Fanti mit Schwester.

17.10. Ludwigshafen, Das Haus

Nach einer sehr kurzen Nacht mit etwa 2 Stunden Schlaf habe ich mich am Dienstagmittag mit einem Bekannten auf den Weg nach Ludwigshafen gemacht. Vor der Halle haben wir Sweetheart getroffen, der schon ankündigte, dass das Konzert eher ruhig werden würde.
Das Kulturzentrum “Das Haus” hat etwas von Gemeindehaus-Flair, der Konzertsaal (war es wirklich der kleinste?) wirkt sehr intim.
Dass die Musik im Vergleich zum Vorabend nicht unterschiedlicher hätte sein können, deutete sich schon beim Neal Casal-Set an. Zwar wurde er auch in Ludwigshafen von Ryan am Schlagzeug begleitet, er selbst spielte jedoch, wie normalerweise üblich, Akustikgitarre.
Zum Hauptact wurden Barhocker aufgestellt, Ryan hatte eine Kanne Kaffee und Kekse parat. Es ging los mit “Magnolia Mountain”, allerdings in einer etwas ruhigeren Version als in München. Der ganze Abend war musikalisch ziemlich relaxt, auch von der Lautstärke eher zurückhaltend. Es wurden zwar einige Songs gespielt, die sie schon einen Abend zuvor gebracht hatten, allerdings vermittelten sie in Ludwigshafen eine andere Stimmung. “To Be Young…” war wirklich komplett anders als in der Muffathalle, eine sehr ruhige, blueslastige Version. Absolut erwähnenswert sind “Damn Sam”, “Why Do They Leave” (mit Mundharmonika!) und “Blue Hotel” (ich liebe diesen Song, erinnert mich sehr stark an Grateful Dead), zum ersten Mal gespielt wurde “Trouble On Wheels” (cooler Song, der Refrain geht mir nicht mehr aus dem Ohr!).
Anfänglich habe ich schon eine bisschen Zeit gebraucht um mich auf die Tatsache einzustellen, dass der Abend eher ruhig werden würde. Ähnlich wie Jan hatte ich die Hoffnung zur zweiten Hälfte würden noch Songs wie “Shakedown…” oder “I See Monsters” ausgepackt werden und die angekündigte Rock n’ Roll Show würde wenigstens für 2-3 Songs zu Stande kommen. Mittlerweile bin ich froh, dass es nicht passiert ist und die gespielte Musik somit ziemlich homogen war und der Abend zu einem einzigartigen Konzerterlebnis wurde.
Bei einigen Songs hat man festgestellt wie sehr Ryan Adams von der Zusammenarbeit mit Phil Lesh geprägt wurde. “Easy Plateau”, “Peaceful Valley” (wahnsinnig schöner Harmoniegesang!) und vor allem “Bird Song” (noch besser als “Stella Blue” in München, bin total ausgeflippt!) waren so jamlastig und soundmäßig so unglaublich Grateful Dead ähnlich, herrlich!
Interessant wäre die Frage, ob Ryan und Band das Konzert dem doch sehr intimen Ambiente des Saals angepasst haben oder ob Ryan einfach so fertig war, was ja offensichtlich der Fall war, dass er einfach keine Lust auf Rock ‘n Roll Show hatte.
Ryan’s Genuschel (“I hate this fucking shirt”…) fand ich eigentlich nicht wirklich lustig, gestört hat es mich aber auch nicht. Viel schräger war die Aktion mit der Mütze über seinem Gesicht!
Jedenfalls bin ich froh in zweimal gesehen zu haben und dass es genau diese beiden Konzerte waren. Ich war immer der Meinung es macht Sinn Bob Dylan auf einer Tournee zu begleiten, aber im Vergleich zu Ryan Adams ist Dylan absolut berechenbar! Bei der nächsten Tour möchte ich auf jeden Fall noch öfters dabei sein.
Grüße an Sweetheart, TomTom, Jan Wölfer… war nett euch zu treffen, leider mussten wir nach dem Konzert gleich los und hatten viel zu wenig Zeit…

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