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m.c.@ Friedrich
Dein Beitrag über Anita O’Day, liest sich wie das Urteil eines Sittenpolizisten.
Anita O’Day wurde mehrmals mit Gras erwischt. Das sie wg. Grasrauchens „mehrmals einen Entzug machen mußte“, fällt mir dann doch schwer zu glauben. „Zügellos“… naja. Im Vergleich zu Deiner Mutter sicherlich.
Billie Holiday würde ich auch nicht als „zügellos“ abwerten wollten.
Zügellos waren wohl eher die Umstände, welche sie in die Sucht und in den grauenhaften Tod getrieben haben.
Ausser Musik, sehe ich zwischen den beiden Damen keinerlei Gemeinsamkeiten.PS: Anita O’Day ist 2006 verstorben
Okay, ich gebe zu, dass ich mich etwas drastisch ausgedrückt habe, insbesondere das Wort „zügellos“ ist etwas unangemessen, zumindest in Zusammenhang mit Billie Holiday. Bei ihr ist auf jeden Fall auch immer sehr viel persönliche Tragik mit im Spiel. Das Wort „unkontrolliert“ wäre wohl passender.
Ich finde es aber immer irgendwie verlogen, Drogenprobleme entweder
A) ausschließlich auf die tragischen Lebensumstände zu schieben (das würde bedeuten, dass ein Großteil der Jazzmusiker der 20er bis 60 Jahre, von Bix Beiderbecke über Bubber Miley, Bird, Gene Ammons, Miles, Rollins, Chet, Mulligan, Coltrane bis zu Stan Getz, usw. usf. alle eine schwere Kindheit hatten)
oder
B) sie zu verharmlosen und schön zu reden.
Drogen waren damals vermutlich eine Art Schmiermittel in der Musikerszene. Kennst Du MANTECA von Dizzy Gillespie? Ich glaube wörtlich übersetzt heit MANTECA „Fett“ oder „Butter“. Glaubst Du Diz hat ein Musikstück „Butter“ genannt und damit auch „Butter“ gemeint? Soweit ich weiß, war das ein Slang-Ausdruck für Heroin! Und MANTECA klingt in meinen Ohren nicht gerade tragisch. Das klingt nach Party! Der Rock’n’Roll-Lifestyle ist keineswegs von den Rolling Stones erfunden worden …
ANITA O’DAY
Ein Blick in die englischsprachige Wikipwedia verrät mit folgendes:
O’Day’s long-term problems with heroin and alcohol addiction and her often erratic behavior related to those problems earned her the nickname „The Jezebel of Jazz“.
(…)
O’Day’s drug problems began to surface late in 1947, when she and her husband Carl Hoff were arrested for possession of marijuana and sentenced to 90 days in jail.
(…)
She recorded infrequently after the expiration of her Verve contract in 1962 and her career seemed over when she nearly died of a heroin overdose in 1968. After kicking the habit, she made a comeback at the 1970 Berlin Jazz Festival.
(…)
O’Day spoke candidly about her drug addiction in her 1981 memoir High Times, Hard Times.
Das Leben meiner Mutter sieht in der Tat anders aus.
Friedrich
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„Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)