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Wenn er auch nicht einer der erfolgreichsten (er hatte nie einen Top-20-Hit) R&B/Soul-Sänger aller Zeiten war, so gehört er doch neben Sam Cooke, Otis Redding und James Brown zur allerersten Qualitäts-Liga. Ein irrer Typ muß er auch gewesen sein, damals in den 60ern, die Anekdoten in Peter Guralnick´s „Sweet Soul Music“ sind teilweise hanebüchend (so z.B. die Geschichte, als irgendwo im Süden der Vorhang aufging und sich die Band ein paar hundert voll verkleideten Ku Klux-Klan-Mitgliedern entgegen sah). Nachdem seine Art der Soul-Musik nicht mehr gefragt war, sondern von einem glitzernden/mainstreamigeren Sound und später von Hip Hop abgelöst wurde, verschwand er von der Bildfläche. Nie ganz, denn immer mal wieder erschien eine Platte von ihm, zum Großteil fehlte es denen aber an einer Vision oder dem Songmaterial. Oder an beidem.
„Don´t Give Up On Me“ nun hat beides. Und einen mittlerweile 66-jährigen in absoluter Topform. Die Vision kam von Produzent Joe Henry (genau den, den wir als Solokünstler kennen), der nicht versuchte, eine 66er Jerry Wexler-Produktion zu kopieren, sondern eine ganz kleine Band in Hollywood in ein Studio einlud, um mehr oder weniger im First Take pure Magie in das Analog-Band zu brennen („Recorded and mixed 25-28 February, 2002“). Die Zutaten: gefühlvolles, fast mit jazziger Leichtigkeit gespieltes Schlagwerk, dazu ein traumhafter Double-Bass, geschmackvolle E-Gitarre, schimmernde Piano-Perlen und eine Hammond-Orgel durch einen Leslie-Speaker (gespielt von Rudy Copeland, Organist in der Kirche, in der Burke predigt). Vorsichtige Verzierungen durch ein Saxophon (nie zuviel), zwei pechschwarzen Background-Sängerinnen und bei einem Song den Blind Boys Of Alabama. Alles sehr transparent in Szene gesetzt, nie aufdringlich, aber unglaublich eindringlich. Seele pur. Ganz, ganz deep. Perfekt. Genial. Unglaublich.
Zur Umsetzung dieser Vision fragte Henry einige Größen nach bislang unveröffentlichten Songs, und viele gaben ihr Bestes: Southern Legende Dan Penn (ein Könner), Tom Waits, Joe Henry selber („Flesh And Blood“), Brian Wilson (genial), Elvis Costello, Bob Dylan (bluesy), Nick Lowe, Barry Mann/Cynthia Weill (mit den Blind Boys – ein Höhepunkt), Pick Purnell und zwei von Van Morrison (der fand sie so gut, dass er sie für „Down The Road“ selbst aufnahm).
Chef im Ring ist ganz klar Solomon Burke, der sich in diesem Setting offenbar pudelwohl fühlt und seine ganze Kraft in die blaublütigen Songstiftungen legt, dabei die Gefühlsskala zwischen Hoffnung und Verzweiflung genüßlich neu auslotet. Gesegnet mit einer gereiften Stimme, deren Ecken und Kanten hier nicht weggeschliffen wurden, sondern im Gegenteil durch die zurückhaltende Produktion weit im Vordergrund stehen. Und so für Gefühl und Tiefe sorgen.
Auch von Johnny Cash hatte man vor „American Recordings“ lange nichts substanzielles gehört und es brauchte einen wie Rick Rubin, um den Altmeister wieder auf den rechten Weg zu führen. Das besorgt hier Joe Henry und seine Crew, die dieses Album für das Fat Possum Label in (wie bereits oben erwähnt, aber das kann man nicht oft genug sagen) unglaublichen 4 Tagen fertigstellten.
„Don´t Give Up On Me“ ist echt, erdig, geht unglaublich tief rein und wird seine zeitlose Kraft noch in 20 Jahren entfalten. Ein unantastbares, würdevolles Meisterwerk.
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