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Ah Um
Oder nehmen wir das naheliegennderweise als prätentiös gescholtene Cover. Und als Vergleich – keine Ahnung, wie ich da drauf komme;-) – das Coverbild von Donald Fagens „Nightfly“.
Im Prinzip durchaus ähnliche Gestaltungen. Man wird kaum abstreiten können, dass beide in hohem Maße inszeniert sind, bis zur Grenze der Künstlichkeit oder gar darüber hinaus. Wo Fagen Kippe, Schlips und Plattenteller in schwarzweiß zeigt, sehen wir bei Newsom Rabe, Sichel, Blumenkranz, ausgeführt als Gemälde. In beiden Fällen werden diese Attribute eingesetzt, um eine bestimmte Attitüde zu vermitteln; bei Fagen Coolness und die Fünfziger Jahre, bei Newsom Verträumtheit und eine Welt hinter den sieben Bergen. Je nach persönlichen Vorlieben oder auch momentaner Stimmungslage wird sich der Betrachter mehr vom einen oder vom anderen angezogen fühlen. Es ist ein Spiel mit Attitüden und im Prinzip keine Frage der Qualität.
Weil sich das ja auf mein Avatar hier bezieht: Klar ist es eine Inszenierung, und ich liebe sie! :) Auch habe ich nichts gegen Newsoms Cover, es ist okay. Ich habe auch einen Entwurf für ihr nächstes Album, wenn ich Zeit habe, stelle ich ihn hier rein.
Mein Avatar stammt natürlich von Donald Fagens Platte „Nightfly“, soll aber nicht besonders auf Steely Dan oder Fagen hinweisen. Deshalb habe ich den oberen Teil ja abgeschnitten. Es geht schon um den Typen da auf diesem Bild. Fagen huldigt hier einem legendären amerikanischen Jazz-DJ, Mort Fega. Ich finde dieses Bild einfach stark. Ich weiß nicht, ob man die Uhr im Hintergrund erkennen kann: Es ist vier Uhr morgens, die übliche Sendezeit für Fegas Radioprogramm, dem man landesweit andächtig lauschte, gleichgültig, ob man am nächsten Morgen um halb sechs wieder rausmusste, Tests, Klausuren oder Prüfungen zu absolvieren hatte usw. – der Jazz hatte Vorrang! Im Internet finden sich solche Erinnerungen an die Sendungen Mort Fegas. Wenn ich mehr Zeit habe, verlinke ich was dazu; es gibt auch ein interessantes Interview, in dem er als alter Mann über seine Jahre als Radio-DJ spricht (einfach mal nach „Mort Fega“ googeln).
Habe das sehr spontan als Avatar ausgewählt, dem gingen keine tieferen philosophischen Besinnungen voraus… Dennoch hats schon was leicht Programmatisches. Ich hatte mich in älteren Beiträgen mal gegen den Dudelfunk und für ein besseres Radio ausgesprochen, für gute Moderatoren, die das, was sie bringen, auch wirklich vertreten können usw. Damit hats sicher zu tun. Auf seine Weise demonstriert das Bild denn sicher auch eine Verbundenheit mit der Berliner Sendung „Roots“ (obwohl Doebeling Nichtraucher ist, glaube ich). ;)
Bis später :)
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