Re: Joanna Newsom – Ys

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ah-um

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Kai Bargmann So was ähnliches klang im „Alles nur Geschmackssache”-Thread an, als, ich glaube, ah um, einen Parameterkatalog vorschlug, den man auf Musik anwenden könnte.

Weil’s hier direkt angesprochen wurde nochmals zur Erklärung: Es handelt sich um Parameter, die in der Musikwissenschaft ganz allgemein zur Beschreibung (nicht: Bewertung) von Musik eingesetzt werden. Mein Anliegen war, zu klären, ob und im welcher Weise diese zB bei Plattenkritiken in unser aller Lieblingsmagazin herangezogen werde. Dies vor dem Hintergrund der Frage, ob bei diesen Kritiken irgendwie systematisch und mit berechtigtem Anspruch auf Objektivität vorgegangen wird, oder ob es sich letztlich doch eher um feuilletonistisches Rumgemeine handelt (was nicht schlecht sein muss, aber eben keinerlei Anpsruch auf Allgemeingültigkeit haben kann). Mein Eindruck: Die Kritiken lassen sehr wenig Systematik erkennen, im wesentlichen geht’s immer nur um den am wenigsten fassbaren Parameter, nämlich den Ausdruck.

Womit ich wieder bei Joanna Newsom und der Diskussion hier wäre.

Nehmen wir den Streitfall „Stimme“ bzw „Gesang“. Der eine glaubt, in Frau Newsom ein Englein zu hören oder verliebt sich spontan in die Sängerin. Ein anderer hört nur eine altkluge Elfjährige, die krampfhaft um Zuneigung bettelt. Ist hier der Eindruck des einen „richtiger“ als der des anderen?
Ich selbst neige dazu, auf Sängerinnen mit Kleinmädchenstimmen allergisch zu reagieren. Aber Newsom – zumindest auf „Ys“ – geht für meine Begriffe über weite Strecken okay. Ich höre in dem Gesang deutlich mehr Ausdrucksmöglichkeiten und Zwischentöne als nur die des armen kleinen Hascherls. (Und auch deutlich mehr als bei der oft als Vergleich herangezogenen Björk, nebenbei gesagt; was die Texte angeht, ist Newsom sowieso weit überlegen.) Allerdings bin ich ganz froh, dass Newsom keine Liebeslyrik in diesem Duktus vertont hat; das stelle ich mir eher unangenehm vor.

Oder nehmen wir das naheliegennderweise als prätentiös gescholtene Cover. Und als Vergleich – keine Ahnung, wie ich da drauf komme;-) – das Coverbild von Donald Fagens „Nightfly“.
Im Prinzip durchaus ähnliche Gestaltungen. Man wird kaum abstreiten können, dass beide in hohem Maße inszeniert sind, bis zur Grenze der Künstlichkeit oder gar darüber hinaus. Wo Fagen Kippe, Schlips und Plattenteller in schwarzweiß zeigt, sehen wir bei Newsom Rabe, Sichel, Blumenkranz, ausgeführt als Gemälde. In beiden Fällen werden diese Attribute eingesetzt, um eine bestimmte Attitüde zu vermitteln; bei Fagen Coolness und die Fünfziger Jahre, bei Newsom Verträumtheit und eine Welt hinter den sieben Bergen. Je nach persönlichen Vorlieben oder auch momentaner Stimmungslage wird sich der Betrachter mehr vom einen oder vom anderen angezogen fühlen. Es ist ein Spiel mit Attitüden und im Prinzip keine Frage der Qualität. (Wobei ich in der Ausführung doch dem Nightfly den Vorzug geben würde; Newsons Gesicht etwa wirkt bei näherer Betrachtung nicht gerade altmeisterlich, sondern doch eingermaßen plump.)

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There is a crack in everything; that's how the light gets in. (Leonard Cohen)