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Vielleicht ist das die beste Umschreibung, die man für diese Musik finden kann, daß sie aus dem Bauch heraus entstanden zu sein scheint. Sie erscheint häufig wie eine unmittelbare Umsetzung des im Text Geschilderten, so daß Musik und Text hier wirklich eine Einheit bilden, die Musik den Text häufig unterstützt und kommentiert. Das ist in vielleicht noch stärkerem Maße auf „Rykestrasse 68“ der Fall.
„Little Things“ besaß eine Menge poetische Verträumtheit und „Rykestrasse“ ist so etwas wie ein dunklerer Bruder. Schon der Auftakt klingt fast ein wenig nach Stina Nordenstams düsterem Meilenstein „Dynamite“. Die Gitarre untermalt stoisch den Gesang Hannes, wenn sie von ihrem Jahr in Berlin erzählt, von den „bullet holes“, die die Wand vor ihrem Fenster perforierten. „Rykestrasse“ erzählt von seelischen Verwundungen, die sich eingraben, wie die Spuren eines vergangenen Krieges in den Häusermauern. In „Berlin“ werden sie abgemildert durch die Nähe des Liebhabers, „The Pirate“ hingegen zeigt einen Selbstmörder, der sich mit einem Gewicht an den Füßen beschwert in die Fluten stürzt. Ausgesetztheit ist das Thema und das Schutz finden in der zwischenmenschlichen Nähe.
Mit Kurt Weill werden die kleinen düsteren Songs verglichen. In der Tat haben viele Stücke etwas salonhaft orchestriertes. Aber auch die kleinen Alltagsgegenstände finden sich wieder. Schreibmaschinen („The Northwind“), klirrendes Altglas („Ticking Bomb“) und vieles mehr wird musikalisch eingesetzt. Electronics untermalen sparsam die Songs, die diesmal insgesamt üppiger instrumentiert sind. „Northwind“ steigert sich in ein fast schon bombastisches Orchesterfinale.
Mit „Break My Body“ befindet sich eine Coverversion eines Pixiesklassikers auf „Rykestrasse“, eine Version, die das düstere dieses Songs wunderbar herausarbeitet. Besser kann man ein Stück nicht covern! „Rykestrasse 68“ ist ein reifes Werk, das die Verspieltheiten zugunsten des musikalischen Ausdrucks mehr in den Hintergrund treten läßt. Ein wunderbares und bewegendes Stück Musik!