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Nun laßt ihn doch eifern. Realman meint es doch nur gut. Immerhin steckt er seit Monaten sehr viel Mühe und Freizeit in den Versuch, Euch vom Besuch eines Stones-Konzerts abzuhalten. Weil ihm die Tickets zu teuer sind. Ich verstehe nur zu gut, daß da gefühlsmäßig Notstand herrscht und sich der Gedanke aufdrängt: wenn ich schon nicht hingehe, dann sollen andere verdammt nochmal auch nicht in den Genuss kommen. Geht mir ständig so. Erst neulich wollte ich mir einen neuen Verstärker kaufen, aber der beste war zu teuer. Da bin ich stundenlang im Laden herumspaziert und habe die Leute lautstark aufgefordert, dieses viel zu teure Gerät bloß nicht zu kaufen. Realmans missionarische Boykottaufrufe fand ich also ganz prima. Freilich nicht ganz konsistent mit dem überraschenden Umstand, daß er dann seine eigenen Anstandsregeln mißachtete und selbst hingerannt ist. Das hat mich ein wenig enttäuscht, meine Hochachtung aber nicht nachhaltig getrübt. Denn erstens schätzt der Mann U2 und Paul McCartney über alles. Der versteht also etwas von Musik, aber hallo. Im übrigen: U2-Tickets sind vielleicht nicht billig, aber saugünstig. Und Macca ist nicht nur für’n Applundnei zu erleben (in den kleinsten Hallen!), sondern er bleibt während seines Auftritts auch garantiert stehen, bewegt sich höchstens unabsichtlich oder zum Daumenrecken. An dem könnte sich Mick Jagger eine große Scheibe abschneiden. Dieses ausgelutschte Gerenne, diese ganzen sinnfreien Bewegungen…pffft. In diesem Alter! Geradezu lächerlich. Wie gesagt, daß Realman seine eigene Eiferei wider den Stones-Moloch nicht gerade glaubwürdiger machte, indem er sich selbst dieser fiesen Geschäftemacherei unterwarf, verunsicherte mich. Hätte mich gar vom Realman-Fan fast zum Realman-Verächter gemacht, aber dann hat er gerade nochmal die Kurve gekriegt und wieder kräftig draufgeschlagen auf das Stones-Pack und dessen blöde Kundschaft. Indem er erneut den Finger in die Wunde legte und erkannte: das ist gar keine Band, sondern ein Konzern. Mit einem Ausbeutungswillen, der schon infam zu nennen ist. Mittels Mythos und Werbung werden Millionen verblendet und dann hinterhältig in Stadien gelockt! Und was noch schlimmer ist: Was dort in den Stadien abgeht ist anders als das was man aus Clubs und kleinen Hallen kennt. Kein bißchen intim, ganz ohne musikalische Feinheiten. Das sind richtige Stadion-Konzerte, pfui Deibel! Wo sich die Musiker auf der Bühne bewegen, ja sogar schnell und ohne Unterlass. Wo der Sound nicht so ist wie aus der Stereoanlage, sondern mal besser, oft schlechter. Und das zu diesem Abzocker-Preis! Eine Kulturschande. Gut, daß wenigstens einer den Mut hat, das unerschrocken kundzutun. Uns zuliebe, vergessen wir das nie. Danke, Realman.
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