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Bonnie ’Prince’ Billy – „Master & Everyone“
(Domino/Palace Records 2003)
“Wherever destiny leads me
I find a smile, I find a love
Why should I worry about thoughts of the past
When the hours of the present are glad to my heart”
Die ’Linernotes’ aus dem dritten Bonnie ’Prince’ Billy Album „Master And Everyone“ stammen aus der Textvorlage „La Zingara“ (der Zigeuner) des italienischen Librettisten Manfredo Maggioni und beschreiben, gewollt oder ungewollt, vielleicht auch das Leben von Will Oldham. Bonnie Billy ist auf der Suche nach der Liebe, ein ziemlich leiser Marsch führt den Prinzen durch ein Gestrüpp von Missverständnissen, Einsamkeit und Unverständnis. „Why can’t I be loved as what I am / a wolf among wolves and not as a man among men“ singt Oldham im schönsten und anrührendsten Song seines Liederkosmos.
Überhaupt spendet das ganze Album im gleichen Maße Mut wie es Hoffnung raubt, vermittelt Mitgefühl und gleichzeitig Hoffnungslosigkeit, präsentiert Bedürfnisse und die Unfähigkeiten, wie diese erfüllt werden können. Oldhams Songs haben ja noch nie vor Optimismus oder Zufriedenheit gestrotzt, auf „Master And Everyone“ nimmt er uns sogar die Illusion, dass die Liebe unsere Probleme lösen kann.
„I wake up and I’m fine / with my dreaming still on my mind / but it don’t take long, you see / for the demons to come and visit me / And I’ve got my problems / sometimes love don’t solve them / and I end up each day in a song”
Zwar klingt auch mal Trotz wie im Titelsong (“you tell me you don’t love, well I don’t even love you”) durch, weitgehend findet man aber nur Resignation und Fatalismus, verpackt in den ergreifendsten Melodien, die Oldham je geschrieben hat. Das Bellen und die gebrochene Stimme vergangener Tage ist einem hingehauchten Schönklang gewichen. Der Bass schnurrt und die akustische Gitarre scheint nur wie ein Echo hinterher zu schwingen. Im Hintergrund scheint sich manchmal ein Keyboard oder ein Cello zu verirren und Marty Slayton flüstert ab und zu ein paar enigmatische Verse. Jeder noch so zarte Ton, jedes einzählen, jedes mitwippen ist auf „Master And Everyone“ zu hören und vermittelt so das Gefühl, als ob der Protagonist direkt neben einem säße.
„M&E“ ist voll von Zweifeln und Ungewissheit und dennoch wie ein guter Freund, wenn man sich selbst unverstanden fühlt. “and even if love were not what I wanted / love would make love the thing most desired“. Und irgendwann am Ende, wenn Bonnie Billy dann das “Hard Life” besingt, weicht die Unzufriedenheit doch zum Teil dem Verständnis. „And maybe you kill me / Honey, I don’t blame you / If I was in your place / Maybe that’s what I would do“
Ein karges opus magnum, anti-romantisch und desillusionistisch und dennoch wunderschön, einfach und herzzerreißend und der perfekte Soundtrack für lange, kalte Nächte und Liebeskummer.
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and now we rise and we are everywhere