Re: Nikos Favoriten

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nikodemus

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Curtis Mayfield – „Curtis“
(Curtom – 1970)

Curtis Mayfield war ein Revolutionär. Nicht nur musikalisch mit den “Impressions”, als er 1958 mit „For Your Precious Love“ eine der ersten Soul Singles auf den Markt brachte, welcher Hits wie „Keep On Pushing“, „People Get Ready“ oder „We’re A Winner“ folgten. Auch textlich gab es in den 60s nur wenige afroamerikanische Sänger wie Sam Cooke oder James Brown, die sich ebenso stark für die Rechte von Schwarzen eingesetzt haben. Auch wenn 1970, dem Erscheinungsjahr von „Curtis“, Afroamerikanern die gleichen politischen Rechte eingeräumt wurden, in der Realität waren Vorurteile, soziale Ungerechtigkeit und Armut immer noch an der Tagesordnung. Mayfield war weiterhin der erste black recording artist, der eine eigene Record Company formierte (1968) – Curtom Records, die Heimat der Impressions, Leroy Hutson, Mavis Staples, Linda Clifford, der wunderbare Donny Hathaway und natürlich Mayfield selbst. Sein erstes Soloalbum „Curtis“ war eine Gegenstandbeschreibung des schwarzen Amerika zu Beginn der 70er. Das (bessere) Sgt. Pepper des Soul.
Das Album beginnt mit dem unheimlichen und bedrohlichen „(Don’t Worry) If There’s A Hell Below, We’re All Going To Go“, der Bass setzt mit einem Riff ein und Curtis stimme erhebt sich und mit einem starken Nachhall mahnt er..

„Sisters, Niggas, Whities, Jews, Crackers…
don’t worry, if there’s a hell below we’re all gonna go”

Markante Bläser unterstützen Curtis Falsettstimme in der er alle warnt, die meinen am längeren Hebel zu sitzen… „educated fools from uneducated schools“. Ein Rundschlag gegen das Establishment. Ihr sagt uns, wir sollen ruhig bleiben, ihr habt doch keine Ahnung von unserer Welt. Eindringlich und immer noch aktuell. Ebenso geht es weiter. „The Other Side Of Town“ eröffnet mit einem großes Orchester inklusive großartigen Harfen und beschreibt die Armut des Ghettos, wo man nicht lernt zu teilen oder sich zu kümmern, wo einem der Zugang zu Bildung fehlt und Depression der Alltag in allen Köpfen ist.

„depression is part of my mind, the sun never shine on the other side of town

Völlig untröstlich beschreibt Mayfield diese Ironie, dass, trotz der Gleichstellung, keine Sicht auf eine Besserung zu erkenn ist.
Der nächste Song, „The Makings Of You“ wird von wunderbaren Streichern eröffnet, eine einsame Trompete bläst und Curtis singt in dieser unnachahmlich hohen Stimme diese wundervolle Ballade über diese Magie die von diesem einem Menschen ausgeht.

The Love Of All Mankind
Should Reflect Some Sign Of These Words
I’ve Tried To Recite
They’re Close But Not Quite
Almost Impossible To Do
Describing The Makings Of You

“We The People Who Are Darker Than Blue” ist wieder ein soziales Statement, weniger ein Protestsong, als ein Versuch zu Verständigung. Hey, wir haben doch alle unsere Probleme, egal ob Schwarze, Gelbe oder Braune… das hier ist nicht die Zeit für Rassentrennung. Der Song, der als Ballade mit langsamen Streichern beginnt, geht im Mittelteil in ein fantastisches Percussion Feuerwerk aus Congas und Bongos über, nur um sich zum Ende hin wieder zu beruhigen, die Streicher kehren zurück und Curtis macht ein weiteres Mal seine Botschaft deutlich… Lasst uns Außenseiter hier nicht hängen, gebt uns unsere Würde zurück. Ein aus heutiger Sicher vielleicht naiver Text, aus damaliger Sicht äußerst mutig und hoffnungsvoll.

Das folgende „Move On Up“ ist wohl der Mayfield Klassiker schlechthin und eines der stärksten Soulsongs aller Zeiten. Eine fantastische Bläserabteilung, Henry Gibson tolle Percussions und dieser grandiose Rhythmus. Acht Minuten reinstes Dynamit

So hush now child and don’t you cry
Your folks might understand you by and by
Just move on up and keep on wishing
Remember your dreams are your only schemes so keep on pushing
Take nothing less not even second best
And do not obey – you must have your say
You can past the test – Move On Up

„Miss Black America“ ist dann wieder die wundervolle Geschichte eines kleinen Mädchens, deren größter Traum ist es, Miss Black America zu werden. Ein Song der allen Afroamerikaner Stolz zurückgeben soll. Es ist keine Schande schwarz zu sein, im Gegenteil, freut euch darüber…he sings it out loud, be black and proud

„Wild And Free“ thematisiert weiterhin die Rechte und den Respekt für Afroamerikaner. Auch hierbei duellieren sich wieder tolle Streicher mit omnipräsenten Bläsern. Das abschließende „Give It Up“ fällt thematisch etwas aus dem Rahmen, indem es die Beziehungsproblem eines Paares behandelt.
Nichtsdestotrotz, Curtis ist ein brillantes Zeitdokument des schwarzen Amerika voller Hoffnung und die Forderung nach Gleichheit und Gerechtigkeit. Musikalisch verflechtete er klassischen R&B mit Funk zu einem Gestrüpp aus Black Psychedelia und gilt zurecht Soullegende. Seit einen Unfall im Sommer 1990, wo er während eines Konzerts von einem Scheinwerfer getroffen wurde, war Curtis Mayfield von dem Hals abwärts gelähmt. Nachdem ihm 1998 noch ein Bein aufgrund seiner Diabetes abgenommen werden musst, verstarb Curtis Mayfield am 26. Dezember 1999 im Alter von 57 Jahren.

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and now we rise and we are everywhere