Re: Mikkos LP Faves

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mikko
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Mazzy Star – She Hangs Brightly (LP, Rough Trade, 1990)

David Roback und Hope Sandoval sind Mazzy Star. Und “She Hangs Brightly” war ihr Debütalbum unter diesem Namen. David gründete Anfang der 80er mit seinem Bruder Steven und anderen die Band Rain Parade in San Francisco. Die Gruppe gehörte zum so genannten Paisley Underground und orientierte sich stark an Sixties Psychedelia. Nach dem zweiten Album stieg David aus, um mit anderen Musikern und Musikerinnen des Paisley Underground seine musikalischen Vorstellungen umzusetzen. Die neue Band hieß Clay Allison, wurde aber schon nach kurzer Zeit in Opal umbenannt. Als die Sängerin und Bassistin Kendra Smith 1989 die Gruppe verließ, holte Roback seine Freundin Hope Sandoval in die Band, die sich aber bald darauf ganz auflöste. Also machten die beiden als Duo unter dem neuen Namen Mazzy Star weiter. So weit der geschichtliche Hintergrund. Diese Debüt LP gilt als typisches Dreampop Album. Nun ja, mit diesen Schubladen ist das immer so eine Sache. Ich höre hier eigentlich nichts, was es nicht schon vorher gegeben hätte. Folkrock und Folkpop vor allem. Ein bisschen Psychedelia hat sich aus Rain Parade Zeiten erhalten. Hin und wieder gibt es Feedback Gitarren unter schönen Melodien, ganz wie bei The Jesus And Mary Chain. Aber auch eine Slide Gitarre ist gelegentlich zu hören, was dem Ganzen so ein wenig Country Feeling und Americana Touch verleiht. Vor allem aber ist es Hopes engelsgleiche Stimme, die der Platte ihren verträumten Charakter verleiht. Und weil die Musik zum Teil dann doch noch recht spröde oder sagen wir bluesig, ja sogar rockig erscheint, ist das meines Erachtens das beste Album der Band. Das Reissue auf Plain Recordings ist nicht schwer zu bekommen. ****

Nirvana – Nevermind (LP, Geffen Records, 1991/2011)

Letztes Jahr erschien eine Jubiläumsausgabe von Nirvanas „Nevermind“. Eine 4-fach LP-Box mit diversen Bonustracks und natürlich wie üblich remastert. Das Bonusmaterial ist m.E. vor allem für absolute Fans und vielleich auch für Archivare und Forscher interessant. Aber ich hab’ mal die Neuauflage mit der Originalpressung von 1991 verglichen. Und siehe da, selbst die remasterte Vinylversion klingt weniger transparent und insgesamt flacher als meine UK Pressung aus dem Jahr 1991. Ich meine auch damals war die Platte ja in Teilen ein ganz schönes Brett. Aber die Dynamik zwischen laut und leise bei Tracks wie „In Bloom“ oder „Lithium“ war und ist eine der Stärken dieser LP. Bei der neuen Version ist diese Dynamik zwar andeutungsweise noch erkennbar, aber man spürt sie nicht mehr auf die gleiche Weise, wenn man direkt im Schnittpunkt der rechten und linken Lautsprecherbox sitzt. Auch eine gewisse Wärme der Originalpressung von 1991 ist nun nicht mehr spürbar. Schon erstaunlich wie so ein guter Klang zunichte gemacht wird, ohne Not und ohne Sinn und Verstand. Ich hatte die LP in den letzten Jahren nicht mehr aufgelegt. Lediglich die Singles hatte ich ab und zu gespielt bzw. hab’ ich sie bei diversen Gelegenheiten im Radio oder anderswo gehört. Ich muss zugeben, die Hits habe ich mir inzwischen fast ein bisschen übergehört. Aber natürlich sind „Smells Like Teen Spirit“, Lithium“ oder „Come As You Are“ nach wie vor tolle Songs und großartige Tracks. Auch im Albumzusammenhang. Diese Unbedingtheit, das kompromisslose Leiden, das aus Kurts Stimme klingt, überzeugt mich nach wie vor. Über Nirvana und über diese LP ist eigentlich schon alles gesagt und geschrieben worden. Mich beeindruckt nach wie vor diese grandiose Mischung aus Punk und Pop. Diese in Teilen brachialen Gitarren, die LMAA Attitüde und der absolut präzise satte Drumsound auf der einen Seite, die immer wieder aufscheinende Popsensibilität und die fast schon zarte Intonation in den leiseren Passagen andererseits. Die Platte ist durchgängig gut, keine Frage. Sie hat ihre Bedeutung im Pop Kosmos sowieso. Dennoch hat sie in meiner persönlichen Wertschätzung ein wenig verloren. Eine zeitlang war ich geneigt, ihre Bedeutung zu überhöhen. Das ist unnötig. Ich mag diese LP immer noch. Und in der richtigen Stimmung gehört verschafft sie mir nach wie vor einen Kick, löst gar Gänsehaut aus. Aber es gibt doch eine ganze Reihe LPs, die mir deutlich mehr bedeuten. Die ***** erreicht Nevermind nur noch knapp.

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