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Mad River – s/t (LP, Capitol, 1968)
Eine der seltsamsten und eigenwilligsten Bands der psychedelischen Ära war diese fünfköpfige Gruppe aus der San Francisco Bay Area. Während die meisten Musikgruppen dieser Szene eine eher optimistische, oft naiv fröhliche Grundeinstellung mitbrachten, war das bei Lawrence Hammond und seinen Mitstreitern anders. Nicht nur klangen deren zum Teil sehr filigrane Kompositionen äußerst abgehoben, sie ließen zumeist auch eine eher dunkle Seite der Psyche erkennen, was sich sowohl in Texten als auch in der Musik manifestiert. Am deutlichsten wird das hier auf ihrem Debütalbum bei „War Goes On“, einem wie improvisiert wirkenden Parforce Ritt durch Jazz, Raga und Blues, der natürlich den endlosen und sinnlosen Vietnamkrieg widerspiegelt bzw. kommentiert. Wohl eher schwer verdaulich diese 12:30 Minuten. Aber schon der Album Opener „Merciful Monks“, obwohl nur 3:40 lang, macht klar, dass es hier nicht um radiofreundliche happy-go-lucky Popmusike geht. Die Gitarren klingen hier und auch beim folgenden „All Time High“ im besten Sinn psychedelisch. So muss man sich Acid Rock vorstellen. Dazu die hohe, schneidende Stimme von Hammond. Immerhin ist der Sound hier schon etwas weniger schrill und höhenlastig als bei der allerersten 7“EP, die bereits 1967 erschien. Bis auf einen wurden die Songs für das Debütalbum 1968 neu eingespielt. Aber auch so behält „Amphetamine Gazelle“ diese völlig überdrehte und gehetzt wirkende Atmosphäre, als wäre die Band auf Speed und Acid gleichzeitig. „Eastern Light“ dagegen hat ein fast abgeklärt majestätische Aura, getragen nicht nur von den Acid Gitarren sondern auch von Piano und Flöte, während Hammonds Stimme über allem thront. Der schönste Track des Albums ist jedoch „Wind Chimes“ mit beinahe indisch anmutenden acid Gitarren über hypnotischen monotonen Rhythmen und den schwebenden Flötentönen im zweiten Teil des Tracks. Das auf seltsame Art verloren wirkende Schlaflied „Hush Julian“ am Ende der LP ist mit 1:10 leider viel zu kurz. Die Platte war ein veritabler Flop seinerzeit. Und auch dieses Re-Issue wird sicher kein Bestseller werden. Es wird jedoch Zeit, dass sich auch bisher Nichteingeweihte mal mit dieser Band und ihrer ungewöhnlichen Musik beschäftigen. Die LP ist übrigens Richard Brautigan gewidmet, einem damals durchaus erfolgreichen Szene Poeten, der die Band nicht nur sehr schätzte sondern auch hin und wieder materiell unterstützte. ****
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