Re: Mikkos LP Faves

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mikko
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The Pretty Things – Philippe DeBarge (LP, Ugly Things, www.ugly-things.com)

Diese Platte erschien bereits im Jahr 2008, und die Vinylausgabe ist inzwischen weitgehend vergriffen. Obwohl ich ja regelmäßiger Käufer und Leser von Mike Staxs „Ugly Things“ Fanzine (Buch trifft es ja eher) bin, ist mir die Platte fast entgangen. Kurz gesagt, sie stellt das Bindeglied dar zwischen „SF Sorrow“ und „Parachute“. Entstanden sind die hier versammelten Aufnahmen im Spätsommer 1969 in einem kleinen Studio in London. Das Kuriose daran ist vor allem, dass der Franzose Philippe DeBarge, ein Playboy mit finanzkräftigem familiären Background und einem Faible für britische Popmusik im Allgemeinen und The Pretty Things im Besonderen, nicht nur die Sessions komplett finanzierte und der Band im Vorfeld einen Kurzurlaub in St.Tropez ermöglichte, sondern auch als Leadsänger fungierte. Dick Taylor hatte die Band kurz zuvor verlassen. Aber Phil May und Wally Waller hatten ständig neue Songs zusammen geschrieben, so dass an Material für die Sessions in den Nova Studios kein Mangel herrschte. Produziert wurden die Aufnahmen von May und Waller selbst. Obwohl DeBarge keine musikalischen Erfahrungen hatte, sang er die Leadstimme mehr als passabel. May übte aber auch täglich mit ihm, wie in den Liner Notes zur Platte nachzulesen ist. Die meisten Songs, die damals aufgenommen wurden, spielte die Band später höchstens noch gelegentlich live. Und keiner davon kam auf eine spätere Platte der Pretty Things. Das heißt jedoch keineswegs, dass wir es hier mit Ausschuss zu tun haben. Im Gegenteil! Diese LP ist ein kleines Juwel. Sie knüpft sehr schön an das ja leider ziemlich unterbewertete „SF Sorrow“ an und enthält 12 wunderbare zeittypische Popsongs, die auf’s Vortrefflichste die Atmosphäre zwischen Swinging London und Woodstock einfangen. Dabei klingen die Aufnahmen sogar erstaunlich modern für damalige Verhältnisse. Oder anders gesagt, sie klingen heute überhaupt nicht altbacken, sondern teilweise ganz so, als wären sie erst kürzlich in einem britischen Studio entstanden. Die Platte erschien damals dann doch nicht. DeBarge ging zwar das Geld nicht aus, aber er hatte wohl einige andere Probleme. Bedauerlicherweise starb Philippe DeBarge bereits 1998. Es hätte ihn bestimmt gefreut, dass sein Baby nach fast 40 Jahren doch noch das Licht der Welt erblickt. ***1/2

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